Sustainable Operations in der Prozess- und Fertigungsindustrie – neue Lünendonk-Studie

24.10.2023 – Mindelheim

Das zunehmende gesellschaftliche Bewusstsein gegenüber einer nachhaltigen Lebensweise und messbare Umweltkriterien zwingen Unternehmen dazu, ihre Betriebsabläufe und Lieferketten neu zu gestalten. Die Devise: Unternehmen sollen nachhaltiger agieren und Verantwortung für ihr Handeln übernehmen. In diesem Kontext spielt ESG eine übergeordnete Rolle. Hinter den drei Buchstaben steckt eine tiefgreifende Transformation, die mit ihren drei Facetten Environmental (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung) deutlich macht, wie breit Nachhaltigkeit inzwischen verstanden wird: von Umwelt- und Klimaschutz über faire Arbeitsbedingungen und Arbeitssicherheit bis hin zur Korruptionsprävention und guter Unternehmensführung.

In der Industrie fällt dem Konzept der „Sustainable Operations“ eine Schlüsselrolle zu. Hierbei handelt es sich um einen strategischen Ansatz, der Nachhaltigkeit in die DNA eines Unternehmens integriert. Um auch langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Betriebsprozesse, Lieferketten und Geschäftsstrategien entlang der ESG-Kriterien angepasst werden. Es gilt, ökologische, soziale und ökonomische Ziele miteinander zu verknüpfen und gleichzeitig eine optimale Nutzung von Ressourcen anzustreben. ESG ist kein kurzlebiger Hype, sondern wird künftig immer mehr zu einem Imperativ wirtschaftlichen Tuns. Daher hat Lünendonk diesem Themenkomplex eine umfassende Studie gewidmet.

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29 Prozent der Unternehmen haben eine Nachhaltigkeitsstrategie implementiert

Nota bene: Nachhaltigkeit darf nicht als isolierten Agendapunkt betrachtet werden, sondern muss in sämtliche Betriebsprozesse integriert werden. Ohne eine konkrete Strategie als tragendes und wegweisendes Element findet sich nach einiger Zeit lediglich eine große, oftmals singuläre Zusammenstellung verschiedenster Themen und Maßnahmen vor. Hier schafft eine Nachhaltigkeitsstrategie eine Struktur, damit die gesetzten Ziele systematisch und nachvollziehbar verfolgt und auch in den verschiedenen Fachbereichen und Abteilungen umgesetzt werden können. Doch wo stehen die Unternehmen derzeit bei deren Entwicklung und Implementierung?

Die neue Lünendonk-Studie zeigt: Rund 80 Prozent der befragten Industrieunternehmen aus der DACH-Region haben bereits eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt, aber lediglich 29 Prozent haben diese auch schon implementiert. Beim Blick auf die verschiedenen Branchen offenbaren sich gravierende Unterschiede. Auffällig ist hier die Luft- und Raumfahrttechnik: Beachtliche 86 Prozent dieser Unternehmen gaben an, ihre Strategien bereits entwickelt zu haben, sie aber noch implementieren zu müssen. Insgesamt weiter scheint die Automobilindustrie zu sein, was dem höheren Regulationsgrad und dem Druck der Öffentlichkeit geschuldet sein dürfte. Vertreter dieser Branche haben ihre Nachhaltigkeitsstrategien entweder schon entwickelt und implementiert (42 %) oder müssen sie nur noch in ihrem operativen Geschäft verankern (58 %).

Größter Handlungsbedarf offenbart sich beim Anlagen- und Maschinenbau sowie in der Metall- und Elektroindustrie. In beiden Branchen muss sich noch rund jedes dritte Unternehmen mit der Entwicklung und Umsetzung seiner Strategie befassen, die Implementierung steht noch bei jedem zweiten Unternehmen an.

Die Studienteilnehmer haben erkannt, dass das Thema ESG zunehmend zu einem integralen Bestandteil der Geschäftsprozesse wird. Positiv ist hierbei besonders, dass Nachhaltigkeit bei 90 Prozent der befragten Unternehmen eine starke Rolle für die Unternehmensleitung spielt. Nachhaltigkeit ist „Chefsache“ – eine wichtige Voraussetzung für weiteren Fortschritt.

Je nach Branche wird Nachhaltigkeit von verschiedenen Positionen verantwortet

Nachhaltigkeit ist allerdings kein Selbstläufer und auch kein Thema, das sich nebenbei bearbeiten lässt. Vielmehr erfordert es personelle und finanzielle Ressourcen, um das Thema professionell angehen zu können. Aber wie handhaben Unternehmen konkret die Verantwortlichkeiten?

Wie die Studienergebnisse zeigen, obliegt die Verantwortung oftmals nicht nur einer einzigen Person, sondern ist bei mehreren Funktionen verortet. Deutlich wird auch, dass primär ein dedizierter Head of Sustainability beziehungsweise Nachhaltigkeitsbeauftragter verantwortlich ist (64 %). In vier von zehn Unternehmen wird das Thema von einem Head of Strategy (mit)verantwortet, gefolgt von den Fachbereichsleitungen (32 %) und der Procurement-Abteilung (22 %). Auffällig ist, dass das Top-Management nur in knapp 19 Prozent in die Thematik involviert ist – je nach Unternehmensgröße.

 

Jedes neunte Unternehmen will ESG-Daten mithilfe digitaler Tools systematisch erfassen

Im Rahmen von Sustainable Operations sind digitale Lösungen ein wichtiges Instrument. Mit ihrer Hilfe lassen sich Ressourcen und Energie effizienter nutzen, eine Circular Economy konsequenter umsetzen und Lieferketten besser nachverfolgen. So gaben 32 Prozent der Befragten an, dass in ihrem Unternehmen bereits digitale Lösungen zur Erfassung der für die ESG-Thematik relevanten Daten implementiert seien. Sechs von zehn Unternehmen haben dies zumindest geplant und lediglich 8 Prozent der Studienteilnehmer äußerten sich ablehnend. Jedoch: Mit einer steigenden Digitalisierung steigt auch der Strombedarf. Hier zeichnet sich ein Zielkonflikt ab, den es auszutarieren gilt. Nachhaltigkeit und Digitalisierung müssen zusammen gedacht werden.

Nachhaltigkeit wird zunehmend zum Imperativ wirtschaftlichen Handelns und muss in die DNA der Unternehmen integriert werden. Diese Erkenntnis ist längst in der Industrie angekommen, und die Studienergebnisse offenbaren positive Anstrengungen der Unternehmen. Dennoch bleibt weiterhin viel zu tun.

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