Hinter den Kulissen: Wie belastbar sind die Daten des Konjunkturindex Zeitarbeit?

08.08.2023 – Mindelheim

9,2 Prozent mehr Umsatz im 1. Quartal (im Vergleich zum Q1/2022), ein Plus von 5,8 Prozent Umsatz im zweiten Quartal – die Ergebnisse der ersten beiden Veröffentlichungen des neuen Lünendonk Konjunkturindex Zeitarbeit haben für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Wie passen die Zahlen zum Bauchgefühl der schwierigen Konjunkturlage vieler Marktbeobachter?

Diese Frage ist eine gute Gelegenheit für einen Blick hinter die Kulissen der Researcher und Consultants bei Lünendonk & Hossenfelder.

Was ist der Konjunkturindex und warum gibt es ihn?

Zeitarbeitsunternehmen handeln stärker als andere Branchen auf Basis von Key Performance Indicators (KPIs) und Zahlen. Die umfassende Lünendonk®-Studie liefert einmal im Jahr zahlreiche Daten zur Marktstruktur und aktuellen Trends und bezieht sich auf das abgeschlossene Geschäftsjahr. Ausgewählte Kennzahlen wie Umsatz und Anzahl der Beschäftigten sind veröffentlichungspflichtig und können daher unabhängig validiert werden. Das ist ein wesentlicher Grund für den Erfolg der Studie und des Rankings, bedeutet aber, immer mit mindestens einem halben Jahr Verzögerung „in den Rückspiegel“ zu schauen. Um dem Markt aktuellere Zahlen und Prognosen zur Verfügung stellen zu können hat Lünendonk den Konjunkturindex gestartet.

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Worauf basieren die Daten des Konjunkturindex?

Monats- und Quartalszahlen werden von den meisten Unternehmen nicht veröffentlicht, sie sind also weder einfach zu erhalten noch unabhängig zu überprüfen. Das ist durch eine Abfrage am Markt einfach zu lösen. Quartalszahlen sind der beste Kompromiss zwischen Aktualität, etabliertem Zeitraum und Aufwand für die teilnehmenden Unternehmen.

Die Angaben der Unternehmen erfolgen anonym. Rund ein Viertel der Teilnehmer hinterlässt keine Angaben, die eine Zuordnung ermöglichen. Die Daten werden vor der Auswertung überprüft und um statistische Ausreißer bereinigt, die den Mittelwert verzerren. Über die Datenreihe lässt sich jedoch die Qualität sicherstellen: Geben beispielsweise 20 von 130 Unternehmen ein Umsatzplus von 20 bis 30 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal an, so ist davon auszugehen, dass die Werte korrekt sind – die Unternehmen haben zudem keinen Vorteil durch eine falsche Angabe: Lünendonk veröffentlicht keine unternehmensbezogenen Werte, die zu einer besonders guten Darstellung der Unternehmen führen. Dies geschieht nur im Rahmen der Lünendonk®-Liste, bei der die Umsatzzahlen auf Basis von öffentlich verfügbaren Informationen validiert werden.

Wie stellt Lünendonk Qualität sicher?

Über unterschiedliche Abfragen ist Lünendonk in der Lage, die Angaben einzuordnen: Wie haben sich die Unternehmen nach Größenklasse und nach Kunden- und Leistungsschwerpunkt entwickelt? Aus der Differenzierung ergeben sich in der Regel klare Muster. Im zweiten Quartal sind beispielsweise Unternehmen mit Schwerpunkt Gesundheitswesen und in der Überlassung von Personal mit Berufsausbildung stärker gewachsen als die Vergleichsgruppen.

Abb.: Umsatzentwicklung in Deutschland in Prozent gegenüber Vorjahresquartal ausgewählter Unternehmen; die dargestellten Werte entstammen den unternehmenseigenen Veröffentlichungen

Ausgewählte Personaldienstleister veröffentlichen ihre Quartalszahlen. Hierzu zählen unter anderem Adecco, Manpower und Randstad. Adecco veröffentlicht nach Erscheinen des Konjunkturindex, die anderen beiden Unternehmen meist vor der Veröffentlichung durch Lünendonk. Wie haben sich diese Unternehmen im Vergleich zum Konjunkturindex entwickelt?

Fazit: Die Ergebnisse des Konjunkturindex liegen im Bereich des Marktüblichen, basieren jedoch auf einer deutlich breiteren Datengrundlage.

Wie sind die Zahlen einzuordnen? Welche Rolle spielen Sondereffekte?

Neben dem Umsatz ist die Zahl der „Zeitarbeitnehmer unter Vertrag zum letzten Tag des Quartals“ eine wichtige weitere Kennzahl zur Interpretation der Marktentwicklung. Mit einem Plus von 3,6 Prozent (Q1/2023) beziehungsweise 1,2 Prozent (Q2/2023) liegen sie deutlich unter der Umsatzentwicklung. Die Ursachen hierfür sind die deutlich gestiegenen Tariflöhne und die höhere Nachfrage nach qualifiziertem Personal (das höhere Löhne verdient und damit die Umsatzentwicklung treibt) sowie die Konjunktur von weiteren Leistungen wie Personalvermittlung.

Zum Vergleich: Der Preiseffekt liegt im Langzeitmittel bei 2 bis 3 Prozentpunkten pro Jahr.

Die preisbereinigte Umsatzentwicklung des Marktes liegt bei 0 bis 1 Prozent für das zweite Quartal. Für den Benchmark der Unternehmen gegen den Markt ist der preisbereinigte Wert nur von geringem Wert, denn alle Unternehmen sind gleichermaßen von den Preiseffekten betroffen. Der bereinigte Wert ist jedoch aussagekräftig hinsichtlich der Nachfrageentwicklung seitens der Kunden. Auch hier differenziert Lünendonk zur Validierung nach Segmenten.

Wie erhalten Unternehmen die Segmentauswertungen?

Die Segmentauswertungen des Konjunkturindex sind eine Leistung, die Lünendonk & Hossenfelder exklusiv den Partnern dieser Erhebung zur Verfügung stellt.

Ihr Unternehmen möchte ebenfalls Partner werden und die Daten des Konjunkturindex für ihre Marktbeobachtung und ihr Benchmarking nutzen?

Dann sprechen Sie mich gerne an!

Thomas Ball
Partner
Lünendonk & Hossenfelder GmbH

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