Beratungen blicken trotz Rezession optimistisch auf 2024

05.02.2024 – Mindelheim

Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft ist mau: Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im Januar überraschend gesunken und verstärkt die Sorgen um eine länger anhaltende Rezession. In nahezu allen Branchen steht die Tendenz auf Flaute. Und im Consulting? Die Beratungen haben in den vergangenen Jahren – sieht man von der pandemiebedingten Delle ab – einen Rekordumsatz nach dem anderen vermeldet. Wird dieser Höhenflug nun ein jähes Ende finden und die Rezession ihre Schatten auch auf den Consulting-Markt werfen?

Verhalten optimistisch: Beratungen rechnen mit 10 Prozent mehr Umsatz und Mitarbeitenden

Auch für die Consulting-Branche sind die Zeiten angesichts der lahmen Konjunktur etwas rauer geworden. Gerade im zweiten Halbjahr 2023 hörte man in  Beratungsunternehmen mit Hauptsitz in Deutschland von zurückhaltenden Kunden, Consultants mit höherer Verweildauer „on the beach“ sowie von „Nichtantritts-Boni“ für einen späteren Einstieg bei jungen Talenten.

Und dennoch: Die Mehrheit der deutschen Managementberatungen blickt optimistisch auf das Jahr 2024. Das zeigen die Ergebnisse einer Blitzumfrage von Lünendonk, die unser Unternehmen Ende November bis Anfang Dezember 2023 durchgeführt hat. Erfreulich ist: Trotz (oder vielleicht auch gerade aufgrund) der zahlreichen aktuellen Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft angesichts schwächelnder Konjunktur und geopolitischer Verwerfungen steht die Beraterzunft gut da. Die führenden Consulting-Häuser erwarten für 2024 im Mittel ein Umsatzplus von 10,5 Prozent. Jedoch korrigieren die Studienteilnehmer die im Frühjahr für 2024 abgegebene Wachstumsprognose zwischenzeitlich um einen Prozentpunkt nach unten.

Angesichts der optimistischen Erwartungen und der guten Auftragslage planen die Beratungen auch für 2024, mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an Bord zu haben. Die Zahl der Beschäftigten soll um weitere 10,4 Prozent wachsen – nachdem die Consulting-Häuser ihre Manpower bereits 2023 ordentlich um 14,5 Prozent aufgestockt haben.

Der Trend weist nach oben: Gehälter und Honorare steigen

Mit der hohen Nachfrage nach Mitarbeitern steigen auch die Gehälter – sowohl um bestehende Consultants zu binden als auch um neue Talente zu rekrutieren. Nachdem die Consultants 2023 im Schnitt 7,3 Prozent mehr auf dem Gehaltskonto verbuchten, rechnet die Branche für das soeben begonnene Jahr mit etwas geringeren Gehaltserhöhungen von 4,9 Prozent.

Hand in Hand mit den Gehaltserhöhungen steigen auch die Honorare der Beratungen. Drei Viertel der Consulting-Häuser in Deutschland haben ihre Preise im vergangenen Jahr erhöht – knapp die Hälfte davon im Rahmen von 4 bis 6 Prozent, 40 Prozent von ihnen über 6 Prozent. Und dieser Trend dürfte sich auch 2024 fortsetzen: Zwei Drittel der Managementberatungen planen Preissteigerungen von 4 bis 6 Prozent für ihre Dienste, 14 Prozent planen gar, ihre Honorare um 10 Prozent oder mehr zu steigern.

Beratungen setzen verstärkt auf Machine Learning und Künstliche Intelligenz

Die Aktivitäten der Consultants in Sachen Machine Learning und Künstliche Intelligenz nehmen zu. Wie unsere Blitzumfrage zeigt, experimentieren bereits viele Beraterinnen und Berater mit Künstlicher Intelligenz. Knapp 90 Prozent setzen KI bereits vereinzelt ein, rund 5 Prozent nutzen sie intensiv und weitere 5 Prozent planen, damit zu arbeiten. Die Beraterzunft hat verstanden, dass bei dieser Technologieentwicklung ein zu langes Abwarten schädlich ist.

Glücklicherweise bleibt die Nachfrage nach Consulting-Leistungen so hoch, dass die Erlöse für Investitionen in die Zukunft genutzt werden können – sowohl intern als auch durch Akquisitionen. Im vergangenen Jahr haben sich vor allem die großen Strategieberatungen wie Accenture, Capgemini, Bain oder McKinsey durch Milliardeninvestitionen und Übernahmen für das große big business mit KI gerüstet. Und Roland Berger hat sich noch kurz vor dem Jahreswechsel in Sachen ESG mit dem Nachhaltigkeitsspezialisten Amane Advisors aus Oxford verstärkt.

Foto: stock.adobe.com/Michael Otto

Schon im Sommer werden wir genauer wissen, welche Themen die Investitionen der Beratungen weiter bestimmen – dann erscheint die neue Lünendonk Consulting-Studie, deren Feldphase kürzlich gestartet ist.

Themen & Trends

Aktuelles

Ansprechpartner

Jörg Hossenfelder

Managementberatung,
Wirtschaftsprüfung