Wirecard-Skandal: EY legt Einspruch gegen APAS-Urteil ein

05.02.2024 – Mindelheim

Der Fall Wirecard zieht weiter Kreise: Wirtschaftsprüfer EY hat Einspruch gegen die von der Abschlussprüferaufsichtsstelle (APAS) verhängten Sanktionen in Zusammenhang mit dem Bilanzbetrugsskandal erhoben. Die APAS hatte bereits im April 2023 harte Strafen gegen die Prüfungsgesellschaft und einzelne verantwortliche Wirtschaftsprüfer verkündet. Neben Geldbußen wiegt das Verbot für EY, für zwei Jahre lang keine neuen Mandate zur Abschlussprüfung von börsennotieren Unternehmen sowie größeren Banken und Versicherungen (sogenannte PIE-Mandate) zu übernehmen, besonders schwer.

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Mitte Dezember hatte die APAS nach einem dreijährigen Verfahren gegen EY ihren formalen Bescheid an die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zugestellt. Den Einspruch begründet EY nun damit, für die Prüfung des rund 2.000 Seiten umfassenden Aktenbergs mehr Zeit zu benötigen – der Einspruch stelle zunächst keine inhaltliche Bewertung dar. Die Prüfungsaufsichtsbehörde legt EY zur Last, im Rahmen der Wirecard-Bilanzprüfungen der Geschäftsjahre 2016 bis 2018 die beruflichen Sorgfaltspflichten verletzt zu haben.

Ganz unabhängig von den verhängten Sanktionen bekommt die Big-Four-Gesellschaft die negativen Auswirkungen des Wirecard-Skandals bereits zu spüren. Aufgrund des immensen Reputationsverlustes hat EY in der aktuellen Rotationsrunde 2023 erneut keines der prestigeträchtigen Dax-Mandate für sich entscheiden können. Noch 2022 kam EY auf einen Marktanteil von 30 Prozent in der obersten deutschen Börsenliga, zum aktuellen Zeitpunkt sind es gerade noch 17,5 Prozent.

Mit dem Widerspruch gegen das APAS-Urteil ist das Verfahren weiter schwebend – die Sanktionen gegen EY treten erst dann in Kraft, wenn die Wirtschaftsprüfung den Bescheid annimmt. Der Zeitpunkt hierfür könnte günstig sein. In den kommenden zwei Jahren werden nur wenige Prüfermandate im Segment der börsennotierten Unternehmen neu vergeben, das Wettbewerbsverbot dürfte daher nicht zu schwer wiegen. Erst 2027/28 startet die nächste obligatorische Rotationsrunde bei den Dax-Konzernen.

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