Nachwuchsmangel in der Wirtschaftsprüfung – welche Benefits werden geboten, um den Job attraktiver zu gestalten?

24.07.2023 – Mindelheim

Wie in nahezu allen Branchen herrscht bekannterweise auch in der Wirtschaftsprüfung ein deutlicher Fachkräftemangel, dies liegt insbesondere am fehlenden Nachwuchs. Zwar stieg die Anzahl der Examensteilnehmer 2022 laut Wirtschaftsprüfungskammer auf fast 1.600, jedoch bestanden gerade einmal weniger als 400 Kandidaten das Examen. Quoten wie diese, aber auch die Tatsache, dass die Berufseinsteiger immer höhere Forderungen mitbringen, sorgen dafür, dass sich die Situation auf dem Kandidatenmarkt zunehmend verschärft.

So ist es den aktuellen Berufseinsteigern zum Beispiel besonders wichtig, neben einem angemessenen Gehalt, Privat- und Berufsleben besser vereinbaren zu können. Forderungen fallen wie: Homeoffice-Möglichkeiten, flexible Arbeitszeitmodelle und Kinderbetreuung. Dementsprechend müssen sich auch die Arbeitgeber diesem neuen Markt anpassen, um den Job attraktiver zu gestalten. Laut einer Umfrage des ifo-Instituts zu Beginn dieses Jahres sind nämlich die Rechts- und Steuerberatung sowie die Wirtschaftsprüfung mit über 75 Prozent besonders vom Fachkräftemangel betroffen.

Steigerung der Job-Attraktivität

Im Rahmen der Lünendonk-Studie 2023 „Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung in Deutschland“ wurden auch Daten zur Thematik „Job-Attraktivität“ erhoben. Hierbei stellten wir die Frage, welche Benefits den Mitarbeitenden geboten werden, nahezu alle Teilnehmer nannten hier die Homeoffice-Möglichkeit. Auch unterschiedliche Arbeitsmodelle wie Workation, 4-Tage-Woche, Arbeiten an einem Auslandsort sowie die Möglichkeit eines Sabbaticals wurden genannt. Kinderbetreuungsmöglichkeiten werden den Mitarbeitern von circa 20 Prozent aller teilnehmenden Unternehmen geboten. Häufig genannt wurden auch Job-Ticket, Fahrradleasing und Modelle zur Altersvorsorge.

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Imagewechsel für die Wirtschaftsprüfung

Doch sind es nicht nur Benefits im Job, mit denen sich die Arbeitgeber zunehmend den Berufseinsteigern anpassen müssen, auch der Berufsstand selbst muss sich verändern. So sind sich auch alle Studienteilnehmer einig, dass die Profession der Wirtschaftsprüfer deutlich mehr für ein positives Bild sorgen muss. Auch steht zur Frage, inwiefern sich die verschärfte Haftungsregelung im Zuge des FISG auf die Job-Attraktivität auswirkt oder ob dies nur ein Ergebnis der negativen Darstellung der Öffentlichkeit ist. Fakt ist: Das Image muss besonders in der Außenwahrnehmung deutlich gestärkt werden – ein Imagewechsel, den der Berufsstand selbst vornehmen muss.

Auch der Bereich der ESG-Prüfung könnte in Zukunft dazu beitragen, den Job des Wirtschaftsprüfers für Absolventinnen und Absolventen attraktiver zu gestalten, da diese Thematik gerade bei der aktuellen Generation an Berufseinsteigern auf großes Interesse stößt. Allerdings ist hier bei den Kunden aktuell noch kein großer Bedarf zu erkennen. Der Anteil an Projekten mit ESG-Bezug im Jahr 2022 lag im Durchschnitt aller Studienteilnehmer bei gerade einmal 2 Prozent.

Lünendonk-Studie 2023 ab August erhältlich

Diese und weitere spannende Erkenntnisse zum Wirtschaftsprüfungsmarkt sind in der Lünendonk-Studie 2023 „Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung in Deutschland“ zu finden, die im August 2023 veröffentlicht wird und hier bereits vorbestellt werden kann.

Exkurs: Wie wird man Wirtschaftsprüfer?

Der klassische Weg zum Wirtschaftsprüfer startet beim abgeschlossenen Hochschulstudium, so ist ein wirtschaftswissenschaftlicher Schwerpunkt hier zwar sinnvoll, aber nicht zwingend. Auch können teilweise einige Module aus dem Studium verkürzend angerechnet werden. Anschließend folgt eine mindestens drei- oder vierjährige praktische Ausbildung als Wirtschaftsprüfungsassistent, hierbei müssen sich die Kandidaten mindestens für zwei Jahre überwiegend mit Prüfungstätigkeiten beschäftigen. Danach erfolgt das Wirtschaftsprüfungsexamen, nach dessen Bestehen die Ernennung als Wirtschaftsprüfer durch die Wirtschaftsprüfungskammer folgt.

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Jörg Hossenfelder

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Wirtschaftsprüfung