Big Four wachsen weiter zweistellig in Deutschland

05.02.2024 – Mindelheim

Die Big Four der Prüfungs- und Beratungsgesellschaften wachsen im Geschäftsjahr 2022/23 weiter zweistellig in Deutschland – zur positiven Entwicklung trugen durchwegs alle Geschäftsbereiche bei. Als Wachstumstreiber erweist sich neben den Bereichen Audit und Tax vor allem die Advisory-Sparte, die bei allen vier WP-Gesellschaften überdurchschnittlich zulegt. Die Notwendigkeit für Unternehmen und die öffentliche Verwaltung, sich angesichts des enormen Transformationsdrucks digitaler, nachhaltiger und krisenresilienter aufzustellen, sorgt für eine weiterhin hohe Nachfrage nach Consulting-Dienstleistungen.

Die Entwicklung der Big Four im Überblick

PwC Deutschland hat im vergangenen Geschäftsjahr eine Gesamtleistung von 2,93 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das entspricht einem Wachstum von 317 Millionen Euro (+12,1 %) gegenüber dem Vorjahr. Die Gesamtleistung enthält neben den Honoraren auch die den Kunden in Rechnung gestellten Reisekosten und Spesen. Laut einem Bericht der FAZ stieg der um diese Kosten bereinigte Umsatz bei PwC Deutschland vom 1. Juli 2022 bis 30. Juni 2023 um 13 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Am stärksten wuchs das Geschäftsfeld Unternehmensberatung mit einem Plus von 19,4 Prozent.

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EY erwirtschaftet in Deutschland im Geschäftsjahr 2022/23 einen Umsatz von 2,57 Milliarden Euro (+15,6 %). Alle Geschäftsbereiche haben zu der positiven Entwicklung beigetragen – allen voran der Bereich Consulting, der mit 25 Prozent das stärkste Wachstum erzielte. Die Wirtschaftsprüfung konnte ihre Umsatzerlöse um gut 8 Prozent steigern. Der größte Geschäftsbereich bei EY bleibt die Steuer- und Rechtsberatung (Tax) mit einem Anteil von 881 Millionen Euro (+14 %).

KPMG wächst mit einer Gesamtleistung von 2,39 Milliarden Euro um 10,1 Prozent ebenfalls zweistellig. Auch bei KPMG ist das Consulting-Geschäft Wachstumstreiber Nummer eins: Die Advisory-Sparte setzt erstmals mehr als 1 Milliarde Euro um (1,028 Mrd. €; +13,5 %). Trotz Rotationseffekten in der Prüfung legt der Audit-Bereich noch mit einem Plus von 7,2 Prozent zu.

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Deloitte übertrifft im Geschäftsjahr 2022/23 erstmals die Umsatzmarke von zwei Milliarden Euro und legt um +21,5 Prozent auf 2,33 Milliarden Euro zu – erneut ein Rekordwachstum. Mit einem Plus von 31,6 Prozent wächst das Beratungsgeschäft bei Deloitte überdurchschnittlich und – auch im Vergleich zu den anderen Big Four – besonders deutlich. Auch die weiteren Geschäftsbereiche Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Rechtsberatung sowie Financial Advisory liegen zweistellig im Plus.

Prüfmandate der Big Four: Neue Machtverhältnisse im Dax

Die Big Four starten angesichts der starken Zahlen mit Rückenwind in das neue Geschäftsjahr 2023/24. Spannend bleiben die Entwicklungen bei den Prüfmandaten im Dax, die weiterhin fast ausschließlich in den Händen der vier großen WP-Gesellschaften liegen. Mit der vorgeschriebenen Mandatsrotation haben sich die Machtverhältnisse bei der Prüfung in der höchsten deutschen Börsenliga deutlich verschoben.

PwC und Deloitte konnten Marktanteile gewinnen – ab diesem Jahr prüfen sie 60 Prozent der Dax-Konzerne. PwC ist nun Abschlussprüfer prestigeträchtiger Mandate wie beispielsweise Mercedes-Benz und Siemens. Allein deren Prüfhonorare belaufen sich nach Angaben des Handelsblatts auf mehr als 100 Millionen Euro. Deloitte startet 2024 mit neuen Mandaten von RWE, BASF und Brenntag. Noch 2022 prüfte die Gesellschaft lediglich drei Dax-Konzerne, jetzt sind es neun.

EY und KPMG hingegen sind Verlierer der aktuellen Rotationsrunde. Dabei trifft es EY besonders hat, da die Prüfgesellschaft weiterhin am Reputationsverlust infolge des Wirecard-Skandals laboriert. Im vergangenen Jahr gewann EY kein einziges neues Mandat in der Riege der Dax 40. Die Durststrecke könnte nach dem Apas-Urteil, das EY für zwei Jahre mit einem Wettbewerbsverbot bei Unternehmen von öffentlichem Interesse belegt, erst einmal weitergehen. Ausgang aktuell ungewiss – EY hat gegen das Urteil der Abschlussprüferaufsicht Einspruch eingelegt.

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