BDO und Grant Thornton stoßen in die Dax-40-Prüfungsphalanx der Big Four vor

20.10.2023 – Mindelheim

Noch bis zum vergangenen Jahr war die Prüfung der prestigeträchtigen, im Dax 40 gelisteten Konzerne und Unternehmen komplett in der Hand der Big Four. Die größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften PwC, KPMG, EY und Deloitte teilten die Mandate unter sich auf. Immerhin kam als Konsequenz des Wirecard-Skandals bereits etwas Bewegung in den Markt: Aufgrund verschärfter Regularien im Finanzmarktintegritätsstärkungsgesetz (FISG) rotieren die Dax-40-Unternehmen nun seit rund zwei Jahren munter in der Vergabe ihrer Testierung. Und seit diesem Jahr ist nun auch die Prüfungsphalanx der Big Four im deutschen Leitindex gebrochen.

BDO prüft SAP, Grant Thornton entscheidet Porsche für sich

Die Wirtschaftsprüfung BDO, auf der aktuellen Lünendonk®-Liste die Nummer fünf im deutschen WP-Markt, hatte vor rund zwei Jahren für eine große Überraschung gesorgt, als sie als erste WP-Gesellschaft außerhalb der Big Four ein Dax-Mandat für sich gewinnen konnte. Mit dem Geschäftsjahr 2023 verantwortet BDO nun die Abschlussprüfung des Softwareherstellers SAP. Und die Next Seven sind weiter auf dem Vormarsch. Die Prüfgesellschaft Grant Thornton konnte in diesem Jahr das Mandat der Porsche Holding für sich entscheiden. Somit sind nun zwei Unternehmen im Verfolgerfeld der Big Four in die Gefilde des Dax 40 vorgestoßen.

Und weitere Aspiranten stehen bereit. Mazars hat kürzlich PwC das Mandat für die Prüfung des Automobilzulieferers Hella abgenommen und ist damit erstmals in der Liga des MDax vertreten. Das soll nur ein Vorgeschmack auf mehr sein – Mazars, aktuell mit einem Umsatz von 233 Millionen auf Rang acht der Lünendonk®-Liste gelegen, hat offen das Ziel erklärt, bald einen Prüfauftrag im Dax 40 gewinnen zu wollen.

Dominanz der Big Four in der Prüfung wackelt – Consulting-Geschäft brummt

Die Dominanz der Big Four in der obersten deutschen Börsenliga ist nicht mehr in Stein gemeißelt. Die Next Seven haben viel dafür getan, sich bei DAX-40-Unternehmen in Position zu bringen. PwC, EY, KPMG und Deloitte indes dürften der neuen Konkurrenz gelassen ins Auge sehen. Seit dem FISG können die großen Audit- und Consulting-Häuser ihre Kunden nicht mehr gleichzeitig prüfen und beraten. Und da das Consulting-Geschäft in der Regel deutlich lukrativer ist, ist die Bereitschaft, ein Prüfmandat ziehen zu lassen, durchaus gegeben.

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Interessant ist in diesem Zusammenhang auch ein Blick auf die Honorare, die die vier großen Prüfgesellschaften von ihren Dax-40-Kunden erhielten. Laut einer Analyse des Finance Magazins belief sich diese Summe im Jahr 2022 auf mehr als 440 Millionen Euro – rund 370 Millionen Euro entfielen auf die Abschlussprüfung, etwa 70 Millionen Euro auf andere Leistungen. Eine stattliche Summe also. Diese kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Prüfung bei den Big Four nicht länger Umsatzbringer Nummer eins ist. Wie die aktuelle Lünendonk®-Studie „Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung in Deutschland“ zeigt, lag der Umsatzanteil, den das WP-Geschäft der Big Four am Gesamtumsatz ausmachte, zwischen 26,6 Prozent (Deloitte) und 34,5 Prozent (PwC). Tendenz steigend? Das werden die kommenden Jahre zeigen.

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Jörg Hossenfelder

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