Nach zwei schwierigen Jahren finden die 25 größten Wirtschaftsprüfer in die Erfolgsspur zurück

13.07.2023 – Frankfurt am Main/Mindelheim

  • Top 25 wachsen 2022 im Mittel um 10,9 Prozent

  • Big-Four-Unternehmen Deloitte mit überdurchschnittlichem Umsatzplus (+23,6 %)

  • MHL, Dornbach und RSM überzeugen mit starken Wachstumszahlen

  • Bewegung innerhalb der internationalen Netzwerke

  • Neue Lünendonk-Liste 2023 verfügbar

Der deutsche Markt für Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung (WP) überspringt die Umsatzmarke von 18 Milliarden Euro. Dank des starken Wachstums im Geschäftsjahr 2022 legt die Branche um 7,7 Prozent auf 18,2 Milliarden Euro zu. Die Marktführer PricewaterhouseCoopers (PwC), Ernst & Young (EY), KPMG und Deloitte – die sogenannten Big Four – wachsen im Durchschnitt um 11,0 Prozent. Dabei fällt das überdurchschnittliche Wachstum von Deloitte auf (+23,6 %); das Unternehmen konnte den Umsatzanteil im Consulting sogar verdoppeln. Die 25 nach Inlandsumsatz führenden WP-Gesellschaften in Deutschland legen im Geschäftsjahr 2022 durchschnittlich um 10,9 Prozent zu (Vorjahr 2021: +4,8 %), sodass der kumulierte Inlandsumsatz auf 11,2 Milliarden Euro steigt. Die Big Four kommen zusammen auf fast 8,75 Milliarden Euro, was einem Marktanteil von 48 Prozent entspricht. Das sind erste Ergebnisse der Lünendonk-Studie 2023 „Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung in Deutschland“, die im August 2023 veröffentlicht wird. Das Top-25-Ranking steht unter www.luenendonk.de zum Download bereit.

Verfolgerfeld: Next Seven legen um 13,2 Prozent zu

Auch die sogenannten Next Seven, also die sieben WP-Gesellschaften hinter den Big Four mit jeweils mehr als 100 Millionen Euro Umsatz, blicken mit einem Plus von im Mittel 13,2 Prozent auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2022 zurück. Der gruppierte Umsatz liegt bei rund 1,76 Milliarden Euro. Nachdem BDO das SAP-Mandat für sich gewinnen konnte, eroberte Grant Thornton mit dem Porsche-Prüfungsauftrag das zweite Dax-40-Mandat in dieser Gruppe.

„Nach zwei durchwachsenen Jahren während der Covid-19-Pandemie warten die 25 führenden WP-Gesellschaften 2022 mit starken Wachstumszahlen auf“, so Lünendonk-Geschäftsführer Jörg Hossenfelder. „Dabei hat das Trendthema EU-Taxonomie bislang kaum Auswirkungen auf die Umsatzentwicklung. Jedoch erwarten nahezu alle Top-25-Unternehmen  (90 %) eine hohe Nachfrage nach Restrukturierungsprojekten.“ Die Top 25 – ausgenommen der Big Four – planen für das aktuelle Jahr 2023 ein durchschnittliches Wachstum in Höhe von 9,5 Prozent.

Lünendonk-Liste im Überblick

PwC bleibt Branchenprimus in Deutschland. Dank eines Umsatzanstiegs um 6,8 Prozent rangiert die Frankfurter WP-Gesellschaft mit 2,44 Milliarden Euro auf Platz eins (2021: -5,1 %). Auf Position zwei folgt EY mit 2,22 Milliarden Euro und weist mit einem Plus von 4,6 Prozent das geringste Wachstum der Big Four aus (2021: -1,5 %). KPMG steigerte den Deutschlandumsatz um 9,1 Prozent und rückt mit 2,17 Milliarden Euro (2021: +3,1 %) nah an EY heran. Deloitte ist mit 1,92 Milliarden Euro Umsatz nur knapp von der Zwei-Milliarden-Euro-Marke entfernt. Mit einem Plus von 23,6 Prozent erzielt die Münchener WP-Gesellschaft das stärkste Wachstum aller Studienteilnehmer. Im globalen Ranking belegt Deloitte mit 59,3 Milliarden US-Dollar Platz eins.

Ebner Stolz und Rödl mit über 300 Millionen Euro

Bei den Positionen fünf bis sieben geht es eng zu: BDO bleibt im Geschäfts­jahr 2022 die fünftgrößte WP-Gesellschaft. Die Hamburger wachsen um 14,2 Prozent auf 346,6 Millionen Euro Umsatz. Ebner Stolz überspringt mit einem Plus von 15,2 Prozent ebenso deutlich die 300-Millionen-Euro-Umsatzmarke (343,5 Mio. €) wie Rödl & Partner (335,8 Mio. €; +13,9 %).

Mazars weist mit einem Plus von 14,1 Prozent ebenfalls ein überdurch­schnittliches Wachstum aus und liegt mit 233,0 Millionen Euro auf Rang acht, gefolgt von Baker Tilly (192,9 Mio. €; +9,0 %). Grant Thornton holt aufgrund eines Umsatzplus von 10,1 Prozent auf und festigt Position zehn. RSM schließt mit 118,1 Millionen Euro die Next Seven ab (+16,7 %). „Ob die Düsseldorfer WP-Gesellschaft nach dem internationalen Eintritt von Ebner Stolz in Gänze bei RSM International verbleiben wird, ist unklar“, ordnet Hossenfelder die Situation ein.

Dornbach verbessert sich auf Platz zwölf

Die Koblenzer WP-Gesellschaft Dornbach kann um 16,7 Prozent zulegen und springt mit 70 Millionen Euro Umsatz auf Rang zwölf. Auch die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft ETL wächst um 6,0 Prozent auf 65,9 Millionen, kann indes die Position vom Vorjahr nicht halten. PKF Fasselt legt nach zuletzt durchwachsenen Jahren mit 11,2 Prozent stark zu und liegt mit 63,5 Millionen Euro auf Platz 14 – gefolgt von dhpg, die mit einem Plus von 9,7 Prozent erstmals die 60 Millionen Euro übertrifft (62,5 Mio. €).

LKC klettert aufgrund eines Umsatzanstiegs von 15,0 Prozent auf Position 16 (57,5 Mio. €), gefolgt von Bansbach mit 53,5 Millionen Euro (+5,7 %). Möhrle Happ Luther (MHL) übertrifft erstmals die 50-Millionen-Euro-Marke (50,8 Mio. €) und nimmt Rang 18 ein (+17,3 %).

Curacon verliert trotz Wachstum einen Rang und nimmt mit 49,1 Millionen Euro Position 19 ein. Falk & Co. schließt mit 44,8 Millionen Euro mit einem Plus von 9,8 Prozent die Top 20 ab.

Honorare steigen – Gehälter ebenfalls

Die größten Hindernisfaktoren für organisches Wachstum sieht das Gros der Studienteilnehmer weiterhin im Fachkräftemangel sowie in der gestiegenen Fluktuation. Künstliche Intelligenz wird hingegen mehr als Chance, weniger als Risiko gesehen. „Zwar wirkt sich Artificial Intelligence auch auf die White-Collar-Berufe aus, indes können dadurch Recherche und Beratung ebenso effektiv unterstützt werden wie Grafik und Design“, so Studienautor Hossenfelder. „Die Technologie wird die Art und Weise des Prüfens und Beratens verändern.“ Auf die hohe Nachfrage reagierte die Branche im Geschäftsjahr 2022 mit Honorarerhöhungen – das soll sich laut Studienteilnehmern auch in diesem Jahr fortsetzen.

Bewegung in globalen Netzwerken und Allianzen

Mit Ausnahme von Ebner Stolz vertraten bislang alle Next-Seven-Gesellschaften ein globales Netzwerk exklusiv in Deutschland. Mit dem Wechsel von Nexia International zu RSM International vollzieht nun die Stuttgarter WP-Gesellschaft den Strategieschritt „one country, one firm“. Studienautor Hossenfelder sagt dazu: „Weil auch Nexia-Mitglied dhpg zum globalen Netzwerk CLA wechselt, muss sich Nexia auf die Suche nach neuen starken Partnern in Deutschland machen. Denn in einem volkswirtschaftlich so bedeutenden Land wie Deutschland ist eine starke Präsenz Pflicht.“

Aufnahmekriterien des Rankings

Die jährlich erscheinende Lünendonk-Liste ist ein Ranking der 25 nach Inlandsumsatz führenden WP-Gesellschaften in Deutschland. Wegen des heterogenen Anbieterfeldes unterliegt das Ranking folgenden Aufnahmekriterien: Mehr als 60 Prozent des Umsatzes resultieren aus Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung (ohne Steuerdeklaration und Buchhaltung), Corporate Finance und/oder Rechtsberatung. Davon müssen mindestens 15 Prozent auf Wirtschaftsprüfung entfallen (reine Abschlussprüfung, ohne wirtschaftsprüfungsnahe Beratung). Zudem finden nur selbstständig organisierte WP-Gesellschaften Berücksichtigung – Netzwerke respektive Allianzen werden separat aufgeführt.

Studienbezug

Die detaillierte Lünendonk-Studie 2023 „Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung in Deutschland“ auf Basis der Befragung über Strukturen, Strategien, Planungen und Restriktionen der 25 führenden sowie 43 weiterer mittelgroßer und kleinerer WP-Gesellschaften sowie 13 Netzwerke/Allianzen erscheint im August 2023 und wird zum Preis von 2.400 Euro (zzgl. MwSt.) unter www.luenendonk.de erhältlich sein.

Aktuelles

Lünendonk-Liste 2023: Führende Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungs-Gesellschaften in Deutschland