Lünendonk-Studie: Deutscher Wirtschaftsprüfungsmarkt stellt sich Multidisziplinarität und Fachkräftemangel

24.11.2022 – Mindelheim

  • Fachkräftemangel und steigende Fluktuation größte Hindernisfaktoren

  • Breitere Leistungsportfolios durch M&A und Kooperationen

  • Nicht alle Unternehmen profitierten vom Marktwachstum

Für den deutschen Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsmarkt rechnen die Teilnehmer der Lünendonk-Studie trotz Reputationsthemen, einer verschärften Regulierung und der schwierigen wirtschaftlichen Entwicklung in 2022 mit einem Zuwachs von im Mittel 4,3 Prozent. Auch das Geschäftsjahr 2023 soll von einem dynamischen Wachstum in Höhe von 2,5 bis 10 Prozent geprägt sein, das erwarten 81 Prozent der befragten Unternehmen. „Doch Vorsicht ist an dieser Stelle angebracht: Die Prognosewerte stammen aus der Feldphase von Februar bis Anfang Mai 2022. Zu dieser Zeit waren die Auswirkungen des Ukraine-Krieges, der steigenden Energie- und Produktionskosten sowie der Inflation noch nicht vollumfänglich abzusehen. Ob und inwieweit diese Prognosen angesichts dieser vielfältigen exogenen Herausforderungen realisiert werden können, werden die kommenden Marktbetrachtungen zeigen“, kommentiert Lünendonk-Geschäftsführer Jörg Hossenfelder die Ergebnisse der Studie “Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung in Deutschland“.

Kein Wachstum ohne Personal

Es gilt: Um am Markt erfolgreich agieren zu können, müssen Fachkräfte gewonnen und gehalten werden. Doch schon heute können viele Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften nicht mehr alle offenen Stellen besetzen. Zudem stieg die Fluktuation im Geschäftsjahr 2021 bereits auf über 13 Prozent. Wie qualifizierte Mitarbeitende gewonnen und gehalten werden können, ist inzwischen das strategische Topthema der Studienteilnehmenden und wird die Marktkonsolidierung sowie die Bemühungen im Bereich der Digitalisierung weiter befeuern.

Zwei markante Entwicklungen im Prüfungsmarkt

Angesichts sich ändernder Kundenbedürfnisse und neuer Geschäftsmodelle setzen die Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften zunehmend auf multidisziplinäre Leistungsportfolios. So verstärken sich insbesondere die großen Häuser durch weitere Dienstleistungen. Dies spiegelt sich in verschiedensten M&A-Aktivitäten wider: Web- und Werbeagenturen, Digitalberatungen sowie Software- und Analytics-Unternehmen erweitern das Leistungsspektrum. Zudem werden Projekte zunehmend in Kooperation mit anderen Unternehmen, Experten und/oder Start-ups realisiert.

Was 2021 auch zu beobachten war: Nicht alle Studienteilnehmenden profitierten vom Marktwachstum. Der deutsche Wirtschaftsprüfungsmarkt wuchs absolut um 200 Millionen Euro, wovon 164 Millionen Euro auf die Unternehmen der Top 5 bis 25 entfielen. Die Big-Four-Häuser jedoch wiesen ein Minus von 231 Millionen Euro aus. Für die Gruppe der Top 25 ergibt sich daher im Vergleich zu 2020 ein Minus in Höhe von 68 Millionen Euro. Doch erwarten die Big Four für das laufende Geschäftsjahr wieder ein Wachstum in Höhe von durchschnittlich 10 Prozent. Damit würde sich die bisherige Entwicklung fortsetzen und die Schere zwischen den großen und kleineren Wirtschaftsprüfungsgesellschaften weiter vergrößern.

Studienbezug

Dies sind ausgewählte Ergebnisse der diesjährigen Studie „Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung in Deutschland“ des Marktforschungsunternehmens Lünendonk & Hossenfelder. Sie wurde auf Basis einer Befragung über Strukturen, Strategien, Planungen und Restriktionen der 25 führenden sowie 42 weiterer mittelgroßer und kleinerer Wirtschaftsprüfungsgesellschaften sowie 13 Netzwerken/Allianzen erstellt. Die Studie ist zum Preis von 2.200 Euro (zzgl. MwSt.) unter www.luenendonk.de verfügbar.

Umsatz der Big Four geht absolut zurück

Aktuelles

Lünendonk-Studie 2022: Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung in Deutschland
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