Die 25 größten Wirtschaftsprüfer wachsen in 2021 moderat und beklagen Fachkräftemangel sowie hohe Fluktuation

06.07.2022 – Frankfurt am Main/Mindelheim

  • Top 25 wachsen 2021 im Mittel um 4,8 Prozent

  • Absolutes Volumen sinkt u.a. aufgrund dreier Big-Four-Unternehmen

  • Bansbach und Grant Thornton legen mit 22 bzw. 16 Prozent am stärksten zu, RSM erzielt erstmals über 100 Millionen Euro

  • Wachstumsprognose der Top 25 für 2022 bei 7,5 Prozent

  • Neue Lünendonk-Liste 2022 verfügbar

Nachdem die führenden Wirtschaftsprüfungs-Gesellschaften (WP) im Covid-19-Jahr 2020 im Durchschnitt um 5,3 Prozent wachsen konnten, legen sie im Geschäftsjahr 2021 im Mittel um 4,8 Prozent zu. Jedoch sinkt der kumulierte Inlandsumsatz von 10,2 auf 10,1 Milliarden Euro. Grund hierfür ist vor allem die Entwicklung der Big Four, deren Leistung trotz Zuwachs bei KPMG im Mittel um 2,9 Prozent zurückgeht. Schon im Vorjahr 2020 hatte sich deren Umsatzentwicklung abgeschwächt (+2,6 %). Im Gegenzug legen die Ränge fünf bis 25 durchschnittlich um 6,4 Prozent zu. Auffallend sind die überproportionalen Entwicklungen von Bansbach (+21,9 %) und Grant Thornton (+15,6 %). RSM überwindet die 100-Millionen-Euro-Umsatzmarke und rückt damit in den Kreis der sogenannten Next Seven auf.

„Aktuelle Herausforderungen wie der Ukraine-Krieg, steigende Energie- und Herstellungskosten sowie die damit verbundene Inflation beeinflussen die Umsatzprognosen der führenden WP-Gesellschaften kaum“, so Lünendonk-Geschäftsführer Jörg Hossenfelder. Die Top 25 planen für 2022 ein durchschnittliches Wachstum von 7,5 Prozent. Dies sind erste Ergebnisse der Lünendonk-Studie 2022 „Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung in Deutschland“, die im August 2022 veröffentlicht wird. Das Ranking steht unter www.luenendonk.de zum Download bereit.

Kumulierte Umsätze der Top 25 sinken auf 10,1 Milliarden Euro

Bereinigt um Ausreißer, sind die 25 führenden WP-Gesellschaften im Geschäftsjahr 2021 im Mittel um 4,8 Prozent gewachsen (2020: 5,3 %; 2019: 6,4 %). Dennoch sinkt der kumulierte Umsatz von 10,2 auf 10,1 Milliarden Euro. „Damit stellen wir zum ersten Mal seit der Erstauflage der Studie 2006 einen Rückgang beim Top-25-Volumen fest“, so Hossenfelder. „Dafür verantwortlich zeichnen die Umsatzrückgänge der Gesellschaften Deloitte, EY, PwC und PKF Fasselt. Mit Blick auf die Big Four zeigt sich die Prognose für das aktuelle Geschäftsjahr mit im Mittel 10 Prozent Wachstum deutlich erholt.“ Auf die Big Four entfallen allein 8,0 Milliarden Euro (2020: 8,2 Mrd. €). Die 25 größten WP-Gesellschaften decken weiterhin mehr als 60 Prozent des deutschen Marktvolumens ab.

Aus Next Six wird Next Seven

Nach den Big Four zeichnet sich ein wachstumsstarkes Verfolgerfeld von sieben WP-Gesellschaften ab, die folgende Kriterien erfüllen: Erstens dreistelliger Millionenumsatz, zweitens Zugehörigkeit zu einem internationalen Netzwerk und drittens – mit Ausnahme von Ebner Stolz – mit exklusivem Vertretungsrecht für Deutschland (one country, one firm). In dieser Gruppe fallen vor allem Grant Thornton (+15,6 %), RSM (+13,1 %) und Mazars (+12,3 %) durch starke Umsatzentwicklungen auf. Auch die anderen Next-Seven-Unternehmen Rödl & Partner (+9,5 %), Baker Tilly (+7,0 %), Ebner Stolz (+6,9 %) und BDO (+6,6 %) wachsen stark.

Lünendonk-Liste im Überblick

PricewaterhouseCoopers (PwC) ist trotz Umsatzrückgangs weiterhin die größte WP-Gesellschaft Deutschlands. Mit einem Rückgang von 5,1 Prozent liegt der Inlandsumsatz bei 2.287,5 Millionen Euro (Vorjahr 2020: +4,6 %). Auf Position zwei folgt Ernst & Young (EY) mit 2.122,0 Millionen Euro (-1,5 %). KPMG legte als einzige Big-Four-Gesellschaft in 2021 zu und belegt mit 1.990,0 Euro Rang drei (+3,1 %; Vorjahr: +0,5 %). Deloitte rangiert im Jahr 2021 mit einem Rückgang von 8,0 Prozent mit 1.554,0 Millionen Euro auf Platz vier. Im globalen Ranking hingegen belegt das Prüfungs- und Beratungsunternehmen mit 50,2 Milliarden US-Dollar weiterhin Platz eins.

Verfolgerfeld nimmt internationalen Mittelstand in den Blick

Alle weiteren WP-Gesellschaften der Lünendonk-Liste folgen mit deutlichem Abstand auf die Big Four. Bei den Positionen fünf bis elf (Next Seven) gibt es keine Positionswechsel: BDO ist weiterhin die fünftgrößte WP-Gesellschaft Deutschlands und das einzige Unternehmen mit einem Dax-40-Mandat (SAP). Die Hamburger überspringen 2021 die 300 Millionen-Euro-Marke. Ebner Stolz (297,9 Mio. €) und Rödl & Partner (294,8 Mio. €) stehen kurz davor, diese Hürde ebenfalls zu nehmen.

Mazars überspringt ihrerseits die 200 Millionen-Euro-Marke und belegt mit 204,2 Millionen Euro Rang acht, gefolgt von Baker Tilly (176,9 Mio. €). Grant Thornton rückt aufgrund des deutlichen Wachstums von 15,6 Prozent nah heran und liegt mit 169,6 Millionen Euro auf Platz zehn. Auch RSM legt mit 13,1 Prozent Umsatzplus signifikant zu und schließt mit 101,2 Millionen Euro die Next Seven ab.

ETL folgt mit 62,2 Millionen Euro. Dornbach macht mit einem Sprung auf 60,0 Millionen Euro einen Rang gut und belegt Platz 13. Auch DHPG verbessert sich mit einem Umsatz von 58,7 Millionen Euro um einen Platz.

PKF Fasselt fällt wegen des Umsatzrückgangs auf Position 15 zurück. Bansbach hingegen überholt durch das starke Wachstum von 21,9 Prozent LKC und belegt mit 50,6 Millionen Euro Rang 16. Auch Curacon macht einen Platz gut und nimmt mit 44,3 Millionen Euro Position 18 ein, gefolgt von Möhrle Happ Luther (43,3 Mio. €). Falk & Co. schließt mit 40,8 Millionen Euro die Top 20 ab.

Prüfungshonorare steigen

Die größten Hindernisfaktoren für organisches Wachstum sieht das Gros der Studienteilnehmer im Fachkräftemangel sowie in der gestiegenen Fluktuation. „Zwar ist für die Branche eine gesunde Fluktuationsrate von etwa 10 Prozent gesund, jedoch übertrifft der Anstieg in 2021 die Erwartungen der Studienteilnehmer“, so Studienautor Jörg Hossenfelder. Die Wirtschaftsprüfer und Berater reagieren hierauf mit Gehaltserhöhungen zwischen 3,0 und 4,5 Prozent. Zudem werden die Mandanten wegen der gestiegenen Nachfrage auch mit Honorarerhöhungen konfrontiert. „Wir sehen seit längerer Zeit wieder einen signifikanten Anstieg bei den Honoraren, unter anderem für die Abschlussprüfung“, stellt Hossenfelder fest.

ESG als Wachstumsthema Nummer eins

Laut Studienteilnehmern soll neben der fortschreitenden Digitalisierung auch die ESG-Thematik (Environmental Social Governance) zum Wachstum in 2022 und 2023 beitragen. Die Reglementierung zwingt eine Vielzahl an Unternehmen dazu, die unternehmenseigene Nachhaltigkeitsstrategie in den nicht-finanziellen Teil des Jahresabschlusses oder in einem separaten Bericht zu veröffentlichen. Die Studienteilnehmer erwarten vor diesem Hintergrund eine Fortsetzung der Marktkonsolidierung, auch aufgrund der erneuten Diskussion über die Trennung von Prüfung und Beratung.

Aufnahmekriterien des Rankings

Die jährlich erscheinende Lünendonk-Liste ist ein Ranking der 25 nach Inlandsumsatz führenden WP-Gesellschaften in Deutschland. Wegen des heterogenen Anbieterfeldes unterliegt das Ranking folgenden Aufnahmekriterien: Mehr als 60 Prozent des Umsatzes resultieren aus Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung (ohne Steuerdeklaration und Buchhaltung), Corporate Finance und/oder Rechtsberatung. Davon müssen mindestens 15 Prozent auf Wirtschaftsprüfung entfallen (reine Abschlussprüfung, ohne wirtschaftsprüfungsnahe Beratung). Zudem finden nur selbstständig organisierte WP-Gesellschaften Berücksichtigung – Netzwerke respektive Allianzen werden separat aufgeführt.

Studienbezug

Die detaillierte Lünendonk-Studie 2022 „Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung in Deutschland“ auf Basis der Befragung über Strukturen, Strategien, Planungen und Restriktionen der 25 führenden sowie 42 weiterer mittelgroßer und kleinerer WP-Gesellschaften sowie Netzwerke/Allianzen erscheint im August 2022 und wird zum Preis von 2.200,00 Euro (zzgl. MwSt.) unter www.luenendonk.de erhältlich sein.

Aktuelles

Lünendonk-Liste 2022: Führende Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungs-Gesellschaften in Deutschland
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