11.02.2025 – Mindelheim
Das Jahr 2024 begann für die Zeitarbeit mit verhaltenem Optimismus, der jedoch im Verlauf zunehmend gedämpft wurde. Die schwierige wirtschaftliche Gesamtlage stellte ein zentrales Hindernis für die Zeitarbeitsbranche dar. Während in den Vorjahren vor allem der Mangel an Fachkräften und Bewerbern im Vordergrund stand, dominierten 2024 eine schwache Auftragslage sowie hohe Krankenstände die Herausforderungen. Wie wirkte sich das auf die Entwicklung im Markt für Zeitarbeit aus und was ist für 2025 zu erwarten?
Aktuelle Beschäftigtenanzahl in der Zeitarbeit
Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat Ende Januar 2025 die Monats- und Jahreszahlen für den Bestand an Zeitarbeitskräften in Deutschland bis Ende Juni 2024 aktualisiert. Demnach waren im ersten Halbjahr im Durchschnitt 682.563 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das sind rund 9 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Im Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt liegen bereits Werte bis einschließlich November 2024 vor, die sogar auf ein Minus von 10 Prozent hindeuten.

2024 war das zweite Jahr in Folge, in dem die Zahl der Beschäftigten in der Arbeitnehmerüberlassung wieder abnahm. Die rückläufige Entwicklung ist bereits seit 2018 zu beobachten – lediglich in den Jahren 2021 und 2022 konnte die Branche den krisenbedingten Rückgang etwas aufholen.
Rückgang des Umsatzes in der Zeitarbeit 2024
In allen vier Quartalen des Jahres war die durchschnittliche Umsatz- und Beschäftigungsentwicklung der Zeitarbeitsunternehmen rückläufig. Das zeigt die neueste Veröffentlichung des Konjunkturindex Zeitarbeit, für den Lünendonk seit 2023 aktuelle Quartalszahlen der Branche erhebt. Demnach lagen die Umsätze im Jahrestrend durchschnittlich 1,4 Prozent unter dem Vorjahr, die Anzahl der Zeitarbeitskräfte sogar -4,4 Prozent. Große Unternehmen waren 2024 von einem stärkeren relativen Rückgang der Umsätze und Mitarbeitenden betroffen, sodass für die Gesamtmarktentwicklung mit einem stärkeren Rückgang zu rechnen ist.

Detaillierte Kennzahlen zum Geschäftsjahr 2024 liefert die Lünendonk-Studie 2025 „Zeitarbeit in Deutschland“, die voraussichtlich im Juli erscheint. Das Ranking mit den nach Umsatz führenden 25 Anbietern wird bereits Mitte Mai veröffentlicht.
Was erwarten die Zeitarbeitsunternehmen für 2025?
Auch im ersten Quartal 2025 erwarten die Anbieter laut dem Konjunkturindex Zeitarbeit kein Wachstum – die Prognosen sind mit einer Stagnation tendenziell optimistisch. Einige Unternehmen berichten von einer spürbaren Belebung des Marktes und Auftragsgewinnen. Jedoch wirken sich unter anderem Tarifeffekte und Preiserhöhungen steigernd auf die Umsätze aus. Außerdem wirkt ein Sondereffekt durch die im Januar 2024 ausbezahlte Inflationsausgleichsprämie. Die Konjunkturperspektiven des ifo Instituts lassen bei den Umsatz- und Beschäftigtenerwartungen im Sektor Personaldienstleistungen eine leichte Erholung erkennen.
Die deutsche Wirtschaft befindet sich weiterhin in einer strukturellen Krise. Zahlreiche Institute haben ihre Prognosen zum Wirtschaftswachstum nach unten korrigiert und gehen von einer weiteren Stagnation aus – insbesondere in der ersten Jahreshälfte. Gründe für die Abwärtsrevision sind vor allem die zu erwartenden US-Zölle und die verschärfte Krise in der deutschen Industrie. Inflation und instabile politische Lagen sorgen für zögerliche Investitionen auf Unternehmensseite, was wiederum zu einem geringen Bedarf an Arbeitskräften führt.
Spannend wird die Situation im politischen Deutschland bezüglich der Bundestagswahl am 23. Februar 2025. Im Vergleich zur Wahl vor vier Jahren rechnen die Zeitarbeitsunternehmen eher mit einem besseren Geschäftsklima oder keinen wesentlichen Veränderungen. Von einer stärkeren Regulierung gehen nur 8 Prozent aus. Regulatorische Änderungen könnten die Rahmenbedingungen der Branche beeinflussen, insbesondere im Hinblick auf die Rekrutierung von Zeitarbeitskräften aus Drittstaaten. Für die Zeitarbeitsunternehmen wird es daher essenziell sein, nicht nur kurzfristig auf den Markt zu reagieren, sondern auch langfristige Strategien zur Personalbeschaffung und -entwicklung zu verfolgen. Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und digitale Transformation bleiben Schlüsselkompetenzen, um im Jahr 2025 erfolgreich zu sein.
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Jörg Hossenfelder
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