Wirtschaftsprüfer blicken optimistisch auf das Jahr 2023

08.03.2023 – Mindelheim

Der deutsche Prüfungsmarkt zeigte sich in den vergangenen Jahren krisenresistent. Im Gegensatz zu anderen Professional-Services-Anbietern wie beispielsweise den Managementberatungen blieben die Umsätze im Corona-Jahr 2020 stabil. Dafür fiel das Wachstum 2021 deutlich schwächer aus – das Volumen stieg lediglich um 1,2 Prozent auf 16,9 Milliarden Euro. Für 2022 gehen die Wirtschaftsprüfer und Steuerberater von rund 5 Prozent Wachstum aus.

Wirtschaftsprüfer erwarten Umsatzplus von 7,5 Prozent

Laut einer aktuellen Lünendonk-Blitzumfrage unter Professional-Services-Anbietern sollen die Umsätze 2023 endlich wieder deutlicher steigen. Die WP-Gesellschaften erwarten für das aktuelle Jahr mehrheitlich ein Wachstum von sechs bis zehn Prozent, im Durchschnitt werden 7,5 Prozent Umsatzplus prognostiziert. Das erwartete Jahresergebnis kann sich ebenfalls sehen lassen – die Prüfer rechnen mit einem EBIT von durchschnittlich 24 Prozent vor Partner- und Geschäftsführer-Gratifikation.

Die Wachstumsprognosen im Audit- und Tax-Business wären vermutlich noch positiver ausgefallen, wäre da nicht der Engpass Fachkräfte. Insgesamt entwickelt sich das Personal zum kritischen Wachstumsfaktor. Die Nachfrage im Prüfermarkt nach geeignetem, qualifiziertem Personal ist groß. Der Mangel an Talenten stellt eines der größten Hindernisse für die Unternehmensentwicklung dar, hier sind sich die Teilnehmer der Lünendonk-Studie 2022 „Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung in Deutschland“ einig.

WP-Gesellschaften rechnen 2023 mit hohen Gehaltsanstiegen

Für 2023 rechnen die WP-Gesellschaften mit einem Mitarbeiterwachstum von durchschnittlich 5,3 Prozent. Im Vergleich zu den anderen Professional-Services-Anbietern prognostizieren die Prüfer damit die niedrigste Mitarbeiterentwicklung. Hier dürfte sich widerspiegeln, dass gerade der WP-Markt sich besonders schwertut, neue Talente zu rekrutieren und zu halten. Um daher das offenbar wenig attraktive Berufsbild des Prüfers interessanter zu machen, setzen die Unternehmen auf höhere Gehälter. Mit einem durchschnittlichen Gehaltsanstieg von 6,8 Prozent sind die Wirtschaftsprüfungen das Segment, das hier am kräftigsten in die Tasche zu greifen bereit ist.

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Nicht nur die Gehälter, auch die Preise steigen. 100 Prozent der Blitzbefragungs-Teilnehmer aus dem Segment Wirtschaftsprüfung erwarten für 2023 Preiserhöhungen – diese sollen überwiegend zwischen 3 und 6 Prozent betragen. 22 Prozent der befragten Prüfhäuser rechnen gar mit Preiserhöhungen von über 10 Prozent.

Bei den Wirtschaftsprüfungen und Steuerberatungen soll das Umsatzwachstum primär durch Preiserhöhungen und weniger durch Mengenerhöhungen getrieben sein – in ihrer Wachstumsstrategie unterscheiden sich die Prüfer damit deutlich von den anderen  Dienstleistungssegmenten Managementberatung, IT und Engineering Services, die deutlich stärker auf Wachstum durch mehr Projektvolumen setzen.

Neuen Lünendonk-Studie zum WP-Markt wird im August veröffentlicht

Die stabile Entwicklung des WP-Marktes mag sich 2023 fortsetzen, langweilig wird es in der Branche nicht werden. Das Thema ESG-Reporting-Pflicht nimmt an Fahrt auf, die Prüferrotation steht nach dem FISG auf der Tagesordnung, und die Diskussion um die Trennung von Prüfung und Beratung dürfte spätestens mit Abstimmung der EY-Partner im April in die nächste Runde gehen. Viel Bewegung, zumal vor dem Hintergrund der aktuellen politisch und konjunkturell unsicheren Lage. Orientierung und valide Kennzahlen zum deutschen Wirtschaftsprüfungsmarkt wird hier die neue Lünendonk-Studie bieten. Die Erhebungen dafür haben bereits begonnen, die Veröffentlichung der Marktanalyse ist für August terminiert.

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Jörg Hossenfelder

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