02.02.2022 – Mindelheim
Der Umbau zur klimaneutralen Wirtschaft ist in vollem Gange und angesichts der ambitionierten Ziele auf dem Weg zur CO2-Neutralität auch entscheidend. Die neue Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag weitere Weichen hierfür gestellt. Als Paradebeispiel für den grundlegenden Wandel in der deutschen Industrie gilt die Transformation der Automobilindustrie hin zur Elektromobilität. Daneben gibt es weitere Branchen in der Prozessindustrie, die derzeit einen mindestens genauso großen Umbruch durchlaufen.
Stahlindustrie setzt auf grünen Wasserstoff
Die Stahlindustrie ist – mit rund 30 Prozent der industriellen Emissionen und rund sechs Prozent der Gesamtemissionen – in Deutschland die Industriebranche mit dem größten Anteil an Treibhausgasemissionen. Ihr kommt beim Klimaschutz damit eine besondere Rolle zu. Der Prozess der Dekarbonisierung in der Stahlindustrie ist bereits in vollem Gange: Der bisher in der Stahlerzeugung notwendige Kohlenstoff wird zunächst durch Erdgas und schrittweise durch Wasserstoff ersetzt. Grüner Wasserstoff ist knapp und teuer, deswegen stellen die Kosten der künftigen CO2-freien Stahlproduktion eine Herausforderung für die Branche dar. Stahl lässt sich – mit überschaubarem energetischen Aufwand – unendlich oft recyceln. Für Lieferanten, Kunden und Dienstleister wie dem Industrieservice ergeben sich hierdurch neue Möglichkeiten.
Chemieindustrie sieht zunehmenden und veränderten Bedarf
Auch die Chemieindustrie steht vor einer grundlegenden Transformation. Der Bedarf der Automobilindustrie, die wichtigste Abnehmerbranche der Chemieunternehmen, wird mit der Elektromobilität zunehmen. Der Chemikaliengehalt je Auto bei der Umstellung auf batterieelektrische Antriebsstränge dürfte nach Einschätzung von BASF-Vorständin Melanie Maas-Brunner um den Faktor 2,5 steigen. Mit der Batteriechemie, die nicht nur bei Autos, sondern generell als Energiespeicher an Bedeutung gewinnen dürfte, ist es aber nicht getan. Auch in anderen Branchen wächst die Nachfrage, beispielsweise nach biobasierten Inhaltsstoffen oder neuen, recycelbaren Materialien.
Industrieservice kann mit Engineering- und Digitalkompetenz punkten
Fakt ist: Nicht nur die Produkte, auch die Produktion muss sich ändern, um die grüne Transformation der Industrie weiter voranzutreiben. Hier sind die Industrieunternehmen selbst gefragt, aber auch ihre Dienstleister. Für Industrieservice-Anbieter gilt es nun, ihre Dienstleistungen auf die veränderten Bedarfe der Industrieunternehmen anzupassen und sie auf dem Weg zur CO2-Neutralität zu begleiten. Mit den Kernkompetenzen Engineering- und Digital-Know-how werden Industriedienstleister auf dem Weg zur Klimaneutralität ein wertvoller Partner sein.
Dies schätzen auch die Teilnehmer der Lünendonk-Studie 2021 „Industrieservice-Unternehmen in Deutschland“ so ein, die digitale Lösungskomponenten und Engineering als wichtigste Zukunftsthemen für ihre Branche erachten. An anderer Stelle wird die Hausaufgabe zu erledigen sein, mithilfe von Ökostrom ohne Ausstoß von Kohlendioxid grünen Wasserstoff herzustellen – ausreichend und günstig. Unter anderem die Stahl- und Chemieindustrie werden ihn in riesigen Mengen benötigen, um ihre Emissionen zu verringern und ihren Beitrag zur Klimaneutralität leisten zu können.