06.11.2024 – Mindelheim
Die Wirtschaftsprüfung steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Wie in vielen anderen Branchen auch entwickelt sich Künstliche Intelligenz (KI) zunehmend zum Game Changer, insbesondere im Bereich der Datenanalyse und Automatisierung von Routineaufgaben. Doch wie weit ist die Branche bereits, wo steht die Mandantschaft beim Einsatz von KI-Tools, und welche Potenziale und Herausforderungen bringt der Einsatz von KI mit sich?
Diese Fragen hat Lünendonk in Zusammenarbeit mit RSM Ebner Stolz untersucht und die Ergebnisse in einer umfassenden Studie herausgegeben, die kostenfrei erhältlich ist. Im Fokus steht der Einsatz von KI im Rechnungswesen, bei der Erstellung von Jahresabschlüssen und in der Abschlussprüfung. Ziel der Analyse ist es auch, Unternehmen eine Orientierungshilfe zu geben, wie sie ihre Finanzprozesse durch KI zukunftssicher gestalten können.
Bereits jedes dritte Unternehmen setzt KI ein
Wo stehen die Unternehmen bei der Nutzung von KI? Laut der Studie setzt bereits jedes dritte Unternehmen (34 %) KI ein, beispielsweise in Form von Machine Learning, Deep Learning und Generative AI. Betrachtet man die Anwendungssegmente von KI im Rechnungswesen und der Jahresabschlusserstellung, so dominiert bei den Studienteilnehmern das Lieferantenmanagement. 57 Prozent nutzen die moderne Technologie für den Datenaustausch mit Lieferanten, 46 Prozent für den Zahlungsverkehr. Mit etwas Abstand folgen die Texterkennung in Verträgen mit 29 Prozent sowie die allgemeine Texterstellung mit 25 Prozent. Mit jeweils 21 Prozent Zustimmung werden die Dokumentenerkennung und -verarbeitung sowie das Tagging von Informationen genannt.
Effizienzsteigerung ist Haupttreiber der Digitalisierung
Der Einsatz von KI wird weiter zunehmen. Laut der Studie planen 73 Prozent der Unternehmen, Technologien zur Automatisierung der Belegerkennung und -verarbeitung einzuführen. 64 Prozent wollen die Automatisierung im Zahlungsverkehr vorantreiben. Das Potenzial ist enorm: Routineaufgaben, die bisher viel Zeit und Ressourcen in Anspruch genommen haben, können durch KI signifikant effizienter gestaltet werden. Dies ist auch gerade angesichts des Fachkräftemangels ein großer Vorteil.
Neben der Automatisierung repetitiver Tätigkeiten ermöglicht KI es, Anomalien in Abschlussprüfungen oder Transaktionen schnell zu erkennen. Dies erhöht nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch die Genauigkeit der Prüfungen. Besonders maschinelles Lernen bietet hier viel Potenzial.
Herausforderungen der KI-Integration
Doch die Implementierung von KI im Rechnungswesen und der Wirtschaftsprüfung ist kein Selbstläufer. Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Mitarbeiter auf die neuen Technologien vorzubereiten. 52 Prozent der Unternehmen nennen die Qualifikation der Mitarbeiter als größte Hürde. Die Akzeptanz spielt dabei eine wesentliche Rolle – es braucht ein durchdachtes Change-Management, um die Mitarbeitenden in den Wandel einzubinden und Unsicherheiten abzubauen.
Weitere Herausforderungen betreffen den Datenschutz sowie ethische Fragen im Umgang mit sensiblen Daten. Auch die Datenqualität spielt eine zentrale Rolle: KI kann nur so gut sein wie die Daten, mit denen sie arbeitet. Daher ist es unerlässlich, eine solide Datenstrategie zu entwickeln und hochwertige, gut strukturierte Daten bereitzustellen.
Wie verändert sich die Rolle des Prüfers in einer KI-gestützten Welt?
Auch wenn KI zunehmend Routineaufgaben übernimmt, bleibt die Rolle des Wirtschaftsprüfers von zentraler Bedeutung – insbesondere bei der Bewertung komplexer Sachverhalte. KI mag Datenmuster erkennen und Berichte automatisch generieren, doch die menschliche Expertise ist unersetzlich, wenn es darum geht, Risiken ganzheitlich zu bewerten oder strategische Empfehlungen auszusprechen. Der Prüfer wird zukünftig stärker auf datenbasierte Technologien setzen, aber gleichzeitig als Sparringspartner für Unternehmen an Bedeutung gewinnen.
Gerade für junge Talente bietet der Wandel im Berufsbild des Wirtschaftsprüfers interessante Perspektiven. Digitale Kompetenzen und der Umgang mit KI werden als Schlüsselqualifikationen sowohl von Mandanten als auch von neuen Mitarbeitenden zunehmend gefragt sein. Unternehmen, die frühzeitig in KI investieren und ihre Mitarbeitenden umfassend auf die KI-Transformation vorbereiten, werden langfristig erfolgreich sein.
Sie möchten mehr zu KI im Rechnungswesen, der Jahresabschlusserstellung und der Wirtschaftsprüfung erfahren?
Dann laden Sie jetzt unsere aktuelle Studie in Kooperation mit RSM Ebner Stolz herunter.
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Jörg Hossenfelder
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