Nachruf: Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Péter Horváth

20.06.2022 – Mindelheim

Das Lünendonk-Team nimmt Abschied von Péter Horváth. Er war unserem Unternehmen seit jeher eng verbunden. Unser Firmengründer Thomas Lünendonk hat folgenden, sehr persönlichen Nachruf erstellt:

„Ein Mann, der sein Leben und seine Arbeit liebte und die Menschen, denen er dabei begegnete. Ein Mann, der Literatur, Kunst und Musik liebte, vor allem Franz Liszt. Ein Mann, der sich bis zu seinem letzten Tag neuen Aufgaben stellte – einer seiner letzten Herausforderungen war die Entdeckung Hegels, über den er mir in seiner selbstironischen und bescheidenen Art schrieb: „Ich habe ihn immer noch nicht verstanden.“

Verstanden aber hat er, dass ein Ingenieur nicht erfolgreich agieren kann, wenn die ihn umgebende Organisation sich nicht transparent und erfolgreich steuern lässt. Das machte aus ihm als Ingenieur die Nr. 1 im deutschen und internationalen Controlling. Seine Bücher sind Standardwerke, seine unzähligen Studien und Vorträge in Schriftform und als mediale Aufzeichnung gefragter denn je.

Die große Zahl seiner Habilitanden, Doktoranden und Studenten ist beeindruckend. Zur Vollendung seines 80. Geburtstages im Jahr 2017 versammelte sich in Stuttgart eine Elite deutscher und internationaler Wissenschaftler und Führungskräfte aus seiner Schule. Und trotz aller Wissenschaftlichkeit und Professionalität wirkte die damalige Veranstaltung wie ein großes Familientreffen, dessen liebenswürdigen Mittelpunkt Péter Horváth bildete.

Péter Horváth agierte stets als Spiritus Rector. Ob an der Universität oder bei der Gründung und Führung der erfolgreichen Managementberatung Horváth Gruppe – er überließ anderen häufig das Rampenlicht, gab entscheidende Impulse, stellte die richtigen Fragen und freute sich über die gemeinsamen Erfolge.

Ich könnte nun viele Seiten über das kluge und nützliche Wirken Péter Horváths schreiben. Die Beispiele erfolgreichen Wirkens des auf inzwischen über 1.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gewachsenen Beratungsunternehmens Horváth und die Zahl dankbarer und zufriedener Kunden füllen das Buch seines Lebens. Und diesen Erfolg haben auch die Medien anerkannt: 2017 verlieh ihm eine unabhängige Medienjury für sein großartiges Lebenswerk den „Lünendonk-Award“.

Foto: Horváth AG

Wichtiger ist es mir jedoch, neben den wissenschaftlichen und beruflichen Erfolgen den Menschen Péter Horváth zu würdigen, der alle Herausforderungen des Lebens mit Geduld, Klugheit, Charme und einem wissenden sowie gütigen Lächeln bewältigt hat. Ich erinnere mich noch wie heute an den Tag im Jahr 2001, als er freundlich anfragte, ob es möglich wäre, dass einer seiner Studenten seine Doktorarbeit im Dialog mit mir und mit einigen anonymisierten Daten aus unserem Unternehmen realisieren könne. Natürlich war das möglich. Ich betrachtete das als Ehre und wunderbare Geste.

Péter Horváths sympathisches Dankeschön war die Einladung zu seinem Lieblingsitaliener in Stuttgart. Während des Essens entdeckten wir so viele gemeinsame Themen außerhalb der Managementthematik, dass wir beide fast unsere Anschlusstermine verpasst hätten. Und wir nahmen uns vor, häufiger zusammenzutreffen. Das gelang uns, aber nicht in gewünschtem Maße, denn wir beide waren stets aktiv und die Termin- und Ortsüberschneidungen passten nicht immer zusammen. Doch wir schafften das eine oder andere Essen, aber vor allem schrieben wir uns regelmäßig. Und wie sich das für ältere Herren gehört: per Hand! Péter Horváths Handschrift ist prägnant, ja schier ein kleines Kunstwerk. Ich habe alle Briefe und Karten von ihm aufbewahrt.

Ab 2019 wollten wir unsere Lunch- und Dinner-Termine endlich in eine kürzere Frequenz überführen. Wir freuten uns darauf. Doch dann kam Corona. Gemeinsame Rücksichtnahme und Impftermine sorgten für stete Verschiebung der gewünschten Zusammentreffen. In seinem letzten Kartengruß vom 14. Februar 2022, in dem er sich für meine Geburtstagsgrüße bedankte, schrieb Péter Horváth: „Wie sagte der brave Soldat Schwejk: Wir treffen uns nach dem Krieg um Sechs.“ Wie richtig er mit seiner intuitiven Einschätzung lag, wurde zehn Tage später traurig klar.

Der Krieg wird irgendwann enden. Es wird um sechs Uhr leider niemand mehr kommen. Mein großer Respekt und meine herzliche Zuneigung für Péter Horváth werden aber für immer bleiben.“

Thomas Lünendonk
Unteregg, Juni 2022

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