Mit Innovationen zur Business Transformation

Mario Zillmann hat sich im Rahmen der Studie „Digital Experience Services“ mit Uwe Tüben, Geschäftsführer von Valtech und Gunnar Zinkhahn Rhobodes, Geschäftsführer von FarmFacts unterhalten.

03.03.2021

Valtech_Uwe_Tüben

Uwe Tüben

Geschäftsführer
Valtech
Gunna Zinkhahn Rhobodes FarmFacts

Gunnar Zinkhahn Rhobodes

Geschäftsführer
FarmFacts

MARIO ZILLMANN: Unsere Studie zeigt, dass seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie der Digitalisierungsdruck deutlich stärker sichtbar geworden ist und viele Unternehmen sich nun gezwungen sehen zu reagieren. Vor allem die Teilnahme an der digitalen Plattformökonomie wird als große Aufgabe genannt. Herr Zinkhahn Rhobodes, wie blicken Sie als Anbieter digitaler Landwirtschaftslösungen auf die Digitalisierung und die Covid-19-Krise?

GUNNAR ZINKHAHN RHOBODES: Die Landwirtschaftsbranche ist eine hochmoderne und zukunftsorientierte Branche – die Digitalisierung aller Prozesse an Höfen ist schon weit fortgeschritten, nicht nur wegen einer optimalen Ressourcenplanung, sondern auch wegen der geforderten Dokumentation seitens des Staates oder der Verbraucher. Viele Vorurteile der Gesellschaft gegenüber der Landwirtschaft kann man schnell aushebeln. Covid-19 hat sich vor allem auf den persönlichen Kontakt mit unseren Kunden ausgewirkt, denn Termine vor Ort oder Messeteilnahmen fielen aus. Da mussten wir natürlich umdenken und die Landwirte „digital besuchen“.

MARIO ZILLMANN: Herr Tüben, als führende Digitalberatung haben Sie einen etwas breiteren, differenzierteren Blick auf den Markt. Was verändert sich gerade?

UWE TÜBEN: Der moderne Nutzer hat das Internet und digitale Dienste im Allgemeinen längst als allgegenwärtigen Teil seiner täglichen Realität angenommen. Das war nie deutlicher zu erkennen als jetzt. Wahlpapiere für die Briefwahl können online angefordert werden, kontaktloser Onlinehandel boomt und Menschen registrieren sich mit ihren Smartphones in Restaurants und Bars, um Infektionsketten nachvollziehen zu können. Unternehmen, die schon lange kurz davor standen, den entscheidenden Schritt in Richtung digitale Transformation zu gehen, das aber bislang aus den unterschiedlichsten Gründen nicht getan haben, merken nun: Die Zeit ist endgültig reif. Sie gesellen sich zu den First Movers, die schon lange daran arbeiten, konsistente Nutzerfahrungen über verschiedenste Kanäle auf höchstem Niveau und flexibel anpassbar anzubieten – und die dadurch jetzt natürlich im Vorteil sind.

MARIO ZILLMANN: Die Landwirtschaftsbranche gilt, zumindest in der Wahrnehmung von außen, als eher konservativ. Wie blicken Ihre Kunden, die Landwirte, eigentlich auf Innovationen und digitale Technologien?

GUNNAR ZINKHAHN RHOBODES: Konservativ – ja, weil es früher wie auch heute primär um Lebensmittelerzeugung geht. Innovativ? Definitiv. Innovationen und neue, digitale Lösungen sind in Anbetracht der Tatsache, dass immer weniger Betriebe immer mehr Menschen versorgen müssen, zukunftsweisend. Wir, die FarmFacts, haben es uns mit unseren NEXT-Farming-Produkten zur Aufgabe gemacht, der Landwirtschaft eine Zukunft zu geben. Wir feiern in diesem Jahr unser 35-jähriges Bestehen und sind von Anfang an bei der Digitalisierung aller landwirtschaftlichen Themen, Herausforderungen und Prozesse dabei. Seit diesem Sommer revolutionieren wir mit dem NEXT Marktplatz den digitalen Agrarhandel. Der NEXT Marktplatz ist ein völlig neuartiger Ansatz im Agrarhandel: Erstmals hat ein Unternehmen einen Marktplatz als Onlinehandelsplattform direkt in ein Farm-Management-System integriert, nämlich die Software, mit der Landwirte täglich arbeiten, um ihren Betrieb zu steuern. Wir verbinden somit das betriebliche und agronomische Management mit der Beschaffung von Betriebsmitteln wie Saatgut, Dünger oder Pflanzenschutz und erzeugen so bisher nicht da gewesene Prozesseffizienz und Einfachheit des Betriebsmittelhandels für Landwirte und Händler. Diese können auf dem Marktplatz so interagieren, wie es heute auch schon offline der Fall ist, aber eben einfacher, schneller und integrierter. Insellösungen helfen weder den Kunden noch den Händlern, wir denken in einer 360°-Lösung.

MARIO ZILLMANN: Inwieweit hat Covid-19 Ihre Planungen für das eben angesprochene Transformationsprojekt verändert? Sie sind ja vor Covid-19 mit dem Projekt gestartet.

GUNNAR ZINKHAHN RHOBODES: Das Projekt NEXT Marktplatz geht natürlich noch viel weiter zurück. Konkret mit der Umsetzung und Entwicklung haben wir Anfang des Jahres begonnen. Die gemeinsamen Workshops zu unterschiedlichen Schwerpunkten, in denen Rahmen und Grundsätze definiert wurden, konnten vor den Einschränkungen im Zuge der Pandemiebekämpfung stattfinden. Als die Kontaktbeschränkungen in Kraft traten und bei uns alle Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz nach Hause verlegt hatten, mussten wir die Zusammenarbeit neu strukturieren. Dank der umfangreichen digitalen Möglichkeiten und sicher nicht zuletzt auch weil das Team sich schon persönlich kannte, konnten wir ohne Verlust an Geschwindigkeit oder Qualität das Projekt weiter vorantreiben und pünktlich live gehen.

MARIO ZILLMANN: Herr Tüben, als externer Dienstleistungspartner haben Sie FarmFacts bereits in einer sehr frühen Phase dieses Transformationsprojekts begleitet. Was waren für Sie die größten Herausforderungen bei der virtuellen Zusammenarbeit?

UWE TÜBEN: Als Experten für digitale Transformation wissen wir natürlich um die Vorteile und Möglichkeiten von digitalen Teams und Remote Work. Obwohl unsere Teams ihre Büros immer als den zentralen Arbeitsort angesehen haben, waren wir in Sachen New Work und Homeoffice schon immer fortschrittlich aufgestellt. Das bedeutet aber auch, dass wir wissen, dass virtuelle Teams am besten funktionieren, wenn sie komplementär zu klassischen Besprechungen in Büros und spontanen Absprachen in „echten“ Meetingräumen eingesetzt werden. Genau das war in diesem Projekt Corona-bedingt nahezu unmöglich. Anfang März bis Ende Juli war genau die Hochphase von Kontaktsperren und Sicherheitsbeschränkungen. So wurde aus der Möglichkeit, mit virtuellen Tools und Methoden zu arbeiten, eine Notwendigkeit, um die Arbeit überhaupt zu ermöglichen. Herausfordernd war dabei, crossfunktionale Teams, die sich nebenbei auch in neue Technologien einarbeiten mussten, effizient zu steuern. Dabei ging es um Konzeption, UX- und Visual Design und Entwicklung. Möglich war das nur durch eine absolut agile Arbeitsweise aller Beteiligten, egal ob Product Owner, Designer oder Programmierer – und auf beiden Seiten.

MARIO ZILLMANN: Frage an Sie beide: Was haben Sie aus dem Projekt an Erfahrungen für die Zukunft mitgenommen?

GUNNAR ZINKHAHN RHOBODES: In einem Schlüsselprojekt mit einem solchen Umfang macht man natürlich jeden Tag Erfahrungen, die dank der agilen Entwicklungs- und Umsetzungsmethoden auch immer direkt wieder in einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess einfließen. Bezogen auf das Arbeiten unter erschwerten Corona-Bedingungen haben wir die sehr positive Erfahrung gemacht, dass mit einem motivierten Team und digitalen Tools sehr viel möglich ist. Dennoch darf der persönliche Kontakt nicht unterschätzt werden, den wir zu Beginn des Projekts und durch das Kennenlernen aller Beteiligten vor den Kontaktbeschränkungen haben konnten.

UWE TÜBEN: Um eine hohe Flexibilität der Projektteams zu ermöglichen, aber auch zu fördern, ist eine offene, transparente Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen Dienstleister und Kunde unabdingbar. Nur mit selbstbestimmten, interdisziplinären Teams lassen sich komplexe Projekte wie dieses in Rekordzeit vom Reißbrett zum Go-live bringen. Das war schon immer so, ist aber derzeit aus bekannten Gründen noch verstärkt. Genau das hat hier hervorragend funktioniert. Das bestärkt uns in unserem Streben danach, auch zukünftige Projekte nach diesem Vorbild anzugehen.

MARIO ZILLMANN: Die Studie zeigt, dass viele Unternehmen vor großen Aufgaben stehen, unter anderem weil die Digitalisierung in den letzten Jahren etwas zu langsam vorangetrieben wurde und nun der Druck hoch ist. Welche Rolle spielen Interdisziplinarität und End to End für Kunden und Dienstleister, um die Geschwindigkeit und die Qualität der Transformation zu erhöhen?

UWE TÜBEN: Digitale Transformation kann schmerzhaft sein. Denn sie bedeutet Veränderung auf allen Ebenen. Für Unternehmen, die bislang versucht haben, das Thema zu ignorieren, gilt dies umso mehr, denn sie haben deutlich mehr aufzuholen als diejenigen, die vorgearbeitet haben. Beispiele wie das von FarmFacts und Valtech beweisen: Auch unter schwierigen Bedingungen können ambitionierte, innovative Projekte gelingen – wenn alle Beteiligten mit Herz und Verstand engagiert bei der Sache sind.

GUNNAR ZINKHAHN RHOBODES: Bei FarmFacts haben wir eine Struktur mit diversen Standorten und vielen Kollegen – nicht nur im Vertrieb –, die über unser komplettes Verkaufsgebiet verteilt ihren Dienstsitz haben. Dadurch haben wir immer schon sehr dezentral gearbeitet und die Möglichkeiten, die die Digitalisierung in den letzten Jahren für das interdisziplinäre Arbeiten von Teams, die nicht an einem Standort sitzen, eröffnet hat, immer früh für uns adaptiert. Den Faktor Mensch darf man dabei natürlich nicht vergessen. Die beste Videokonferenz ersetzt nicht ein persönliches Kennenlernen, und das beste digitale Tool ist nichts wert, wenn es nicht genutzt wird. Eine Infrastruktur und Werkzeuge, die ein sehr flexibles und auch über Distanz gemeinsames Arbeiten ermöglichen und durch die Mitarbeiter und Kunden einen realen Vorteil erfahren, sind absolut unerlässlich und finden unserer Erfahrung nach schnell Akzeptanz und intensive Nutzung.

MARIO ZILLMANN: Vielen Dank für das Gespräch.

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