Kurzfristige Auswirkungen der COVID-19-bedingten Sonderkonjunktur für den Facility-Service-Markt

19.03.2020 – Mindelheim

Was bedeuten die Maßnahmen zur Eindämmung/Verlangsamung des Corona-Virus für Facility-Service-Unternehmen in Deutschland? Belastbare Zahlen hierzu wird die Lünendonk & Hossenfelder GmbH erst im kommenden Jahr veröffentlichen können. Dennoch sind einige kurzfristige Entwicklungen zu erwarten, darunter unter anderem:

1. Auftraggeber werden weniger Sonderleistungen beauftragen und mit ihren Dienstleistern über kurzfristig geringere Leistungsabnahmen auf Kulanzbasis sprechen.

2. Bei künftigen Vergabeverhandlungen wird auf absehbare Zeit der Preis als entscheidendes Kriterium wieder an Bedeutung gewinnen. Angesichts der demografischen Entwicklung und des zu erwartenden Normalisierungseffektes kann dies zu niedrigerer Qualität und Problemen bei der anstehenden Normalisierung führen.

3. Die kurzfristige Nachfrage nach Reinigungsleistungen wird nicht nur im Gesundheitswesen, sondern in allen offen zu haltenden Bereichen des öffentlichen Lebens deutlich ansteigen. Catering-Leistungen werden deutlich weniger nachgefragt werden.

Der Facility-Service-Markt hat in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, die operativen Kosten der deutschen Wirtschaft zu reduzieren und damit den Wirtschaftsstandort zu stärken. Aber: Selbst in wirtschaftlich guten Zeiten liegt die marktübliche Umsatzrendite zwischen 1 und 5 Prozent (EBIT). Viele Unternehmen im Markt verfügen nur über begrenzte Rücklagen und sind daher auf Unterstützung angewiesen. Zweifelsohne gilt es daher, die Folgen für die vielen Beschäftigten, darunter in der Reinigung, Sicherheit, Gebäudetechnik und im Catering, aber auch die Unternehmen, die nach der Krise auf einen leistungsfähigen Markt angewiesen sind, möglichst gering zu halten. Allein die Top 25 zählten im Jahr 2018 rund 270.000 Mitarbeiter, viele davon mit einem niedrigen Gehalt.

Schlussendlich gilt, dass Sonderkonjunktur die grundsätzlichen Marktdynamiken für eine Zeit überdeckt. Das war 2015/2016 im Rahmen der Betreuung Geflüchteter ebenso der Fall wie es mindestens in diesem Jahr mit umgekehrten Vorzeichen sein wird. Volkswirtschaftlich wirkt der Facility-Service-Markt stabilisierend: Aufträge werden üblicherweise für drei Jahre und länger vergeben. Im Gegensatz zu anderen B2B-Service-Märkten ist der Markt daher weniger abhängig von kurzfristigen wirtschaftlichen Verwerfungen.

Krisen wirken in der Regel beschleunigend für Entwicklungen. So ist etwa zu erwarten, dass die Digitalisierung und Flexibilisierung von Immobilien deutlich an Fahrt aufnehmen. Viele Unternehmen werden feststellen, dass Home-Office eine gut praktizierbare Alternative zum Präsenzbüro ist. Aus der hieraus resultierenden größeren Schwankung der Büro-Auslastung ergibt sich Handlungsbedarf, den beispielsweise Immobiliendienstleister durch das Angebot von Arbeitsplätzen-as-a-Service über das bisher auf Nischen konzentrierte Coworking hinaus decken können.

Aktuelles

Ansprechpartner

Thomas Ball

Facility Management & Instandhaltung, Zeitarbeit