Künstliche Intelligenz in der Beratung: 5 Fragen – 5 Antworten

23.05.2023 – Mindelheim

Nicht zuletzt seit ChatGPT wird das Thema Künstliche Intelligenz allerorten diskutiert. KI hat es geschafft, vom Hypethema zur Realität zu werden und ist nicht länger eine abstrakte Zukunftsvision, sondern im Hier und Jetzt von jedermann anwendbar. Spätestens seit der Pandemie haben Unternehmen erkannt, dass mithilfe der AI neue Geschäftsfelder und Geschäftsmodelle erschlossen und gleichzeitig massive Effizienz- und Kostenvorteile geschaffen werden können. Künstliche Intelligenz ist ein Teilaspekt dieses Megatrends, deren Bedeutung auch für die Beratungsbranche intensiv diskutiert wird – egal ob als Beratungsfeld oder als Tool für die Consultants. Mit fünf Fragen und Antworten wollen wir das Thema Künstliche Intelligenz in der Beratung näher beleuchten.

1. In welchen Branchen und Unternehmensbereichen kommen die Vorzüge künstlicher Intelligenz besonders zum Tragen?

Anwendungen Künstlicher Intelligenz sind bereits seit einigen Jahren bei der Erledigung repetitiver, standardisierbarer Aufgaben erfolgreich, beispielsweise mithilfe von Machine Learning oder auch im Bereich der Texterkennung. Zu den Vorreitern im Einsatz von KI gehören Banken und Versicherungen, die aufgrund der hohen zu verarbeitenden Datenmengen dafür prädestiniert sind. Auch die Industrie setzt sich bereits seit längerem mit dem Thema auseinander: Anwendung fand KI hier zunächst in Form automatisierter und Roboter-gestützter Produktion und Qualitätsprüfung, inzwischen weiten sich die Anwendungen auch auf Supply Chain und Logistik aus. Effizienzen schafft KI auch in der Produktentwicklung durch massiv verkürzte Produktentwicklungszeiten.

Quelle: Gerd Altmann / Pixabay

Von immenser Bedeutung wird die KI für das ESG-Reporting und die Nachhaltigkeitsbestrebungen sein, das für Consulting-Häuser ein Beratungsfeld mit immensem Wachstumspotenzial darstellt. Für die Nachhaltigkeitsberichterstattung müssen Kennzahlen entlang der gesamten Wertschöpfungs- und Lieferkette analysiert werden – KI-Anwendungen können hier als Analysetool wertvolle Hilfestellung leisten.

2. Wo liegen die größten Hürden für die Implementierung erfolgreicher KI-Lösungen?

Lünendonk-Studie 2022: Managementberatung in Deutschland

Anwendungsfälle für KI gibt es entlang der gesamten Wertschöpfungskette zuhauf. Die große Herausforderung ist vielmehr, für die sinnvolle Implementierung von KI-Lösungen die entsprechenden Daten verfügbar zu haben. In der aktuellen Lünendonk-Studie 2022 „Managementberatung in Deutschland“ sehen Consultants die unzureichende Datenqualität und -verfügbarkeit neben dem fehlenden Know-how als größten Hemmschuh, wenn es um die Umsetzung von KI-Projekten bei Kunden geht. Auch wenn das Verständnis für KI noch fehlt – ihrer zukunftsweisenden Bedeutung tragen die Beratungen Rechnung, denn knapp drei Viertel der Consulting-Häuser verfügen bereits über ein eigenes Kompetenzzentrum für KI / Data Analytics.

3. Wo setzen KI-Consulting-Projekte idealerweise an?

A und O erfolgreicher KI-Lösungen sind eine unternehmensweite Datenstrategie mit einer einheitlichen Datenbasis. Erst müssen die Ziele klar definiert werden, die mit der Nutzung der Daten erreicht werden sollen, dann kann darauf basierend mit der Datensammlung gestartet werden. Gleichzeitig müssen im Rahmen der Data Governance interne Standards für die Erfassung, Speicherung, Verarbeitung und Vernichtung von Daten festgelegt werden und Richtlinien etabliert werden, wer auf welche Daten zugreifen kann. Der Einsatz von KI macht in manchen Unternehmen auch einen Cultural Change nötig und erfordert ganz andere Qualifikationen und Herangehensweisen der Mitarbeitenden. Bei all diesen Punkten und Fragestellungen setzen Consulting-Häuser an, wenn sie mit ihren Kundenunternehmen eine Digitalisierungsstrategie erarbeiten.

 

Quelle: Gerd Altmann / Pixabay

4. Welche Rolle spielen Beratungsleistungen zu KI im Portfolio der Consulting-Häuser aktuell?

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Die KI als Teilaspekt der Digitalisierung ist als Beratungsfeld nicht mehr wegzudenken. Die Consulting-Häuser sind im Aufbau ihrer Expertise in diesem Bereich jedoch mit unterschiedlichem Tempo unterwegs. Einen gewissen Vorsprung an Know-how weisen die technologiegetriebenen Anbieter auf, die bereits KI-Lösungen entwickelt haben und teilweise durch Übernahmen von kleinen spezialisierten Beratungen Expertise zugekauft haben. Daneben konnten es sich die großen internationalen Beratungshäuser leisten, frühzeitig in das Thema einzusteigen und beispielsweise in eigenen Innovationszentren KI-Lösungen voranzutreiben. Gleichzeitig gibt es jedoch auch viele kleine und mittelständische Managementberatungen, die häufig auf einzelne Branchen wie das Bankwesen oder auf einzelne Prozesse in der Wertschöpfungskette, zum Beispiel Produktion oder Logistik, spezialisiert sind und ihre Kunden auf dem Weg der KI-Implementierung kompetent begleiten.

5. Welche Potenziale bietet der Einsatz von KI bei der Unterstützung der Projektarbeit in Unternehmensberatungen?

Unternehmensberatungen, die vermehrt auf KI setzen, werden produktiver und wettbewerbsfähiger sein. Gerade wenn es um riesige Datenmengen geht, werden KI-Lösungen helfen, komplexer werdende Kundenherausforderungen zu meistern. Auch im fachlichen Onboarding der Consultants wird es Effizienzgewinne durch KI geben. Die Entlastung von Junior Consultants oder auch Associates bei Routineaufgaben wie Recherche, Datenaufbereitung, Charting oder Datenpflege wird dazu führen, dass sie viel schneller direkt in Kundenprojekte einsteigen können. Auch in Sachen Arbeitgeberattraktivität und dem Kampf um die Talente werden Beratungen, die KI-Instrumente nutzen, profitieren. Die nachkommenden Fachkräfte sind hochgradig digitalaffin und werden den Einsatz solcher Tools künftig voraussetzen.

Die Künstliche Intelligenz wird nicht nur Talente anziehen, sie wird auch helfen, die immer knapper werdenden Fachkräfte optimaler auf wertschöpfenden Feldern einzusetzen. Ergo wird KI gerade in der Beratung viele Freiräume schaffen, damit Mitarbeiter sich stärker innovativen, kreativen und ideenreichen Konzepten widmen können. Davon werden auch die Beratungskunden profitieren.

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