Know-how-Tiefe durch Spezialisierung auf IT- & Digital-Freelancing

Jonas Lünendonk im Gespräch mit Alexander Raschke, Vorstand Etengo (Deutschland) AG

17.11.2020

Etengo_Alexander_Raschke

Alexander Raschke

Vorstand,
Etengo (Deutschland) AG

Jonas Lünendonk - Managementberatung - Lünendonk & Hossenfelder

Jonas Lünendonk

Geschäftsführender Gesellschafter,
Lünendonk & Hossenfelder GmbH

JONAS LÜNENDONK: Seit der Gründung vor zwölf Jahren ist Etengo jährlich schneller als der Markt gewachsen und hat sich unter den Top-5-Personaldienstleistern für IT-Freelancer etabliert. Selbst die aktuelle Krise konnte Ihrem Geschäft nicht wirklich viel anhaben. Worin liegt das Geheimnis Ihres kontinuierlichen Erfolgs?

ALEXANDER RASCHKE: Das liegt in der Spezialisierung unseres Geschäfts auf IT- & Digital-Freelancing und der entsprechenden Expertise, die sowohl in den vergangenen Jahren als auch im Moment besonders stark von Kunden nachgefragt wird. Die Veränderung der Geschäftsmodelle durch die Digitalisierung erfordert zwingend eine Veränderung der eingesetzten Anwendungen und Technologien. Dieser „digital fit“ steht in einigen Branchen schon seit Jahren auf der Agenda. Corona hat in diesem Zusammenhang die Geschwindigkeit und auch die Dauer der Technologiezyklen enorm beschleunigt.

JONAS LÜNENDONK: Etengo setzt einen klaren Fokus auf die Spezialisierung im IT-Freiberuflermarkt. Wie begünstigt das Kunden und IT-Freelancer?

ALEXANDER RASCHKE: Das ist ganz einfach zu erklären. Je spezialisierter man ist, desto genauer versteht man den Kunden und seine Projektanforderungen. Deswegen können wir passgenauer und schneller besetzen. Das wirkt sich wiederum positiv auf den Beitrag der IT-Freiberufler in den Kundenprojekten aus. Durch unsere Fokussierung können wir dem Kunden die Know-how-Tiefe bieten, die er für seine Projekte benötigt. Für den IT-Freiberufler selbst hat die verlässliche Zusammenarbeit mit Etengo natürlich auch Vorteile: Er kann darauf zählen, dass wir seine Expertise gegenüber dem Auftraggeber fachlich richtig einordnen können, ihn entsprechend vertreten und idealerweise auf dieser Basis auch immer für interessante und spannende Projekte sorgen. Es bietet also beiden Seiten echte Vorteile, wenn der Personaldienstleister sehr spezialisiert ist.

JONAS LÜNENDONK: Apropos IT-Modernisierungs-Projekte: Welche Disziplinen geraten damit besonders ins Visier?

ALEXANDER RASCHKE: Das wurde in der Lünendonk®-Studie ja bereits ganz gut auf den Punkt gebracht. Cloud Computing hat mittlerweile einen technologischen Stand erreicht, der es für viele Unternehmen zunehmend attraktiv macht, beispielsweise aus Gründen der Kostenersparnis durch Abbau von Hardware oder wegen eines Zugewinns an Flexibilität und Skalierbarkeit. Die verstärkte Dezentralisierung im Zuge der Corona-Krise war hier ein zusätzlicher Katalysator. Cyber-Security als weiterer Wachstumsmarkt profitiert indirekt ebenfalls vom Cloud-Boom, da neue Strukturen auch neue Sicherheitskonzepte benötigen. Gerade in Deutschland kommt hier noch der sehr hohe Stellenwert, den wir dem Schutz persönlicher Daten beimessen, hinzu, was in einer zunehmend vernetzten Welt eine dauernde Herausforderung bleibt.

JONAS LÜNENDONK: Können Sie schon sagen, wie sich die Remote-Arbeit auf das IT-Freiberuflergeschäft auswirkt? Verändert sich möglicherweise ihr Aufgabenspektrum?

ALEXANDER RASCHKE: Für die Arbeit der meisten IT-Freiberufler hat sich durch die verstärkte Remote-Arbeit während Corona nicht sehr viel geändert. Denn sie gehörten bereits in der Vergangenheit zu der Beschäftigtengruppe, die selbstbestimmt und ortsungebunden arbeiten konnte, wenn es das Aufgabenspektrum zuließ. Auch jetzt wird ihr Know-how nach wie vor dringend benötigt, daher wird sich voraussichtlich an ihrem grundsätzlichen Aufgabenspektrum nichts Wesentliches ändern.

JONAS LÜNENDONK: Welchen Einfluss hat die Arbeit der IT-Freiberufler auf die Strukturen in den Unternehmen, wenn es künftig immer mehr in Richtung Flexibilisierung der Arbeit geht?

ALEXANDER RASCHKE: Durch die Corona-Krise haben Unternehmen flächendeckend und in einer enormen Geschwindigkeit Remote-Work eingeführt. Das erfordert insbesondere auch neue Projektmanagement- und Führungstechniken. Dabei konnte unserer Einschätzung nach auch einiges aus der bereits etablierten (Remote-)Zusammenarbeit mit Freelancern gelernt werden. Langfristig könnten IT-Freiberufler hier mit ihrer Vorreiterrolle wirklich neue Akzente setzen, die dann möglicherweise in Unternehmen Schule machen könnten. Hier sehe ich am ehesten im Mittelstand Bewegung.

JONAS LÜNENDONK: Wie sehen die Wachstumspläne von Etengo für die kommenden zwölf Monate aus?

ALEXANDER RASCHKE: Wir befinden uns aktuell in der Detail-Planung für 2021. Was ich aber jetzt schon sagen kann: Wir glauben an den Markt, an unser Geschäftsmodell und wollen von der „Sonderkonjunktur“ infolge der Corona-Pandemie profitieren, mit der wir Ende 2020/Anfang 2021 rechnen. Wir setzen dabei weiterhin auf Wachstum und werden die Branchen unterstützen, die sich jetzt am stärksten verändern und viele gute IT-Spezialisten benötigen. Dabei hilft uns unsere starke Fokussierung ebenso wie unser Open-Book-Ansatz. Damit meine ich die Tatsache, dass wir unseren Verrechnungssatz bei Unternehmen und Freiberuflern gleichermaßen transparent machen und fair verhandeln.

JONAS LÜNENDONK: Vielen Dank für das Gespräch.

Über ALEXANDER RASCHKE, Vorstand Etengo (Deutschland) AG:

Alexander Raschke (36) ist seit Januar 2020 Vorstand der Etengo (Deutschland) AG. Zuvor war er als Director im Segment „Financial Services“ bei der PricewaterhouseCoopers GmbH tätig. Seine Karriere begann der studierte Mathematiker als Unternehmensberater bei KPMG, für die er rund zehn Jahre tätig war.

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