Industriestandort Deutschland: Aktuelle Entwicklungen und Impact für den Industrieservice

21.11.2022 – Mindelheim

Die Chemieindustrie ist für die deutschen Anbieter von Industrieservices die mit Abstand wichtigste Kundengruppe. Im vergangenen Jahr wurde beinahe jeder zweite Euro (48,6 % des Umsatzes) in der Branche mit Unternehmen verdient, die im Bereich Chemie/Raffinerie/Petrochemie tätig sind. Als weitere wichtigste Kundenbranchen schließen sich der Maschinenbau (8,9 %), die Energiewirtschaft/Kraftwerke (8,1 %) sowie die Automobilindustrie einschließlich ihrer Zulieferer (6,2 %) an.

Industrieservice setzt auf Engineering Services und Nachfrage aus der Fertigungsindustrie

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Die Industrieservice-Unternehmen in Deutschland beobachten die aktuelle Lage der Industrie hierzulande demnach sehr genau. Laut der aktuellen Lünendonk-Studie 2022 fallen ihre Prognosen für die kommenden Jahre mit 5,8 bis 7,3 Prozent Umsatzwachstum pro Jahr für die kommenden Jahre optimistisch aus. Die Dienstleister erwarten pandemiebedingte Nachholeffekte und eine steigende Nachfrage vor allem seitens der Fertigungsindustrie. Ursächlich hierfür ist unter anderem der Auf- und Ausbau von Produktionskapazitäten in Deutschland, nicht zuletzt durch die Automobilindustrie im Zuge der Elektromobilität.

Chancen bietet darüber hinaus der steigende Bedarf an Engineering Services. Treiber hierfür sind unter anderem der Transformationsbedarf der Industrie hinsichtlich Dekarbonisierung und Digitalisierung.

Produktionseinbruch bei wichtigster Kundengruppe Chemieindustrie

Die Gründe für den Optimismus waren durchaus berechtigt. Allerdings haben sich seit dem Erhebungszeitraum der Lünendonk-Studie im Frühjahr 2022 die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erheblich verändert. Die Chemieindustrie als besonders energieintensive Branche ächzt unter den exorbitant gestiegenen Energiepreisen. Im deutschen Industriesektor hat die chemische Industrie mit rund 30 Prozent den höchsten Bedarf an Erdgas, gemessen am gesamten deutschen Gasverbrauch nimmt sie rund 15 Prozent ab. Der Verband der Chemischen Industrie e.V. (VCI) prognostizierte Mitte November in der Folge einen Produktionsrückgang für das Gesamtjahr 2022 von 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Branche machen auch angespannte Lieferketten zu schaffen – eine Herausforderung, der derzeit in allen Industriebranchen in Deutschland für Diskussionen sorgt. Die Abhängigkeit der Industrie von Rohstoffen aus fernen Märkten hat in den vergangenen Jahren weiter zugenommen und wird aktuell kritisch hinterfragt. Auch die Verlagerung von Produktionen in Niedriglohnländer gilt nicht mehr als Allheilmittel. Der Industriestandort Deutschland könnte aus der aktuellen Krise also durchaus gestärkt hervorgehen. Dennoch gilt aktuell: Für die Anbieter von Industrieservices in Deutschland sind es unsichere Zeiten.

Die Lünendonk-Studie 2022 „Industrieservice-Unternehmen in Deutschland“ basiert auf den Angaben von 30 Industrieservice-Dienstleistern und bietet neben Kennzahlen wie Umsatz und Mitarbeitern auch Entwicklungen, aktuelle Themen und Trends. Innerhalb der Studie ist auch die Lünendonk-Liste der 20 führenden deutschen Industrieservice-Unternehmen erschienen.

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Thomas Ball

Facility Management & Instandhaltung, Zeitarbeit