Auswirkungen des Personalmangels: Gebäudedienstleister erwarten steigende Preise und fordern mehr Reinigung in der Kernarbeitszeit

03.09.2019 – Mindelheim

Eines der zentralen Themen im Facility-Service-Markt ist der Personalmangel. Denn: Facility Services sind People Business. In Zeiten guter Konjunktur, niedriger Arbeitslosigkeit und der Auswirkungen des demografischen Wandels – wie der baldigen Pensionierung der Babyboomer – sind Mitarbeiter jedoch ein rares Gut. Was bedeutet das für die Reinigungsbranche? Stellt der Fachkräftemangel eine Bedrohung oder vielmehr eine Chance dar?

Zunächst die Fakten: Die Zuwachsraten von Umsatz- und Mitarbeiterzahlen nähern sich an. In der jährlichen Dienstleisterbefragung zu den größten Facility-Service-Unternehmen in Deutschland zeigt sich diese Entwicklung. Für die Unternehmen ist es wichtiger, Mitarbeiter zu halten als diese an Wettbewerber zu verlieren und gegebenenfalls Aufträge nicht bedienen zu können. Personal ist also Wachstumsvoraussetzung und nicht mehr Kostenfaktor.

Für die Dienstleister wird der Personalmangel zur Bedrohung und behindert die Unternehmensentwicklung. Aufträge müssen mit Personal besetzt werden.

Ein Paradigmenwechsel in der Vergabestrategie scheint nicht bevorzustehen: Die Fremdvergabequote ist hoch und Anzeichen für Insourcing sind nicht zu erkennen. Nur noch in Nischen mit besonderen Rahmenbedingungen erfolgt Reinigung in Eigenleistung. Die Auftraggeber verfügen nur über begrenzte Kapazitäten, die im Zweifelsfall eher dem Kerngeschäft gewidmet werden.

Dennoch ist der Personalmangel auf Seiten der Nutzerunternehmen eine Chance für die Dienstleister und vor allem das Reinigungspersonal. Dem Gesetz von Angebot und Nachfrage folgend, reagieren die Dienstleister bei Personalmangel mit höheren Löhnen für die Reinigungskräfte, um mehr Mitarbeiter zu finden.

Wichtig ist es also für die Dienstleister, neue Wege zu gehen, um nicht durch den Personalmangel gelähmt zu werden. Vor allem die Fähigkeit, Personal zu gewinnen und langfristig zu binden, ist ein Schlüsselelement, um sich als verlässlicher Dienstleister gegenüber den Kunden zu positionieren. Mehr Anstrengungen im Recruiting und in der Mitarbeiterbindung sowie das weitere Verbessern des Images und der Arbeitgebermarke sind geboten, um Aufträge annehmen und durchführen zu können.

Aber auch die Auftraggeber werden mittelfristig umdenken müssen: Wenn die Dienstleister ihre Attraktivität als Arbeitgeber steigern wollen, müssen sie bessere Bezahlung oder bessere Arbeitszeiten bieten. Entweder akzeptieren die Nutzer höhere Preise für die Reinigung – schwierig in dieser preissensiblen Branche – oder aber sie lassen sich auf Reinigung in den Kernzeiten ein. Auch dies ist eine Chance für die Branche: Eine höhere Sichtbarkeit und damit eine höhere Anerkennung des Beitrags, den Reinigungskräfte zum Unternehmenserfolg leisten, sind wohl unbestritten positive Nebeneffekte.

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