Zeitarbeit: Große Nachfrage im Vierten Quartal begrenzt Umsatzrückgänge

18.05.2021 – Mindelheim

  • Top 25 mit Umsatzrückgang von -16,4 Prozent

  • Nachfrage aus Logistik, Handel und Pharmaindustrie stützt Marktentwicklung

  • Corona beschleunigt Digitalisierung der Zeitarbeitsunternehmen

  • Neue Lünendonk-Liste 2021 ab sofort kostenfrei verfügbar

Die führenden Zeitarbeitsunternehmen in Deutschland haben im Corona-Jahr 2020 im Durchschnitt einen Umsatz-rückgang von 16,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr verkraften müssen. Damit wirkte sich die krisenbedingt schwache Nachfrage weniger stark auf die Branche aus als die Finanz- und Wirtschaftskrise (Jahr 2009: -23,8 %). Das Corona-Jahr folgt auf ein bereits schwaches Jahr 2019 (-8,2 %).

Der schwachen Nachfrage aus der traditionell für die Unternehmen wichtigen Automobilindustrie steht ein deutlich höherer Personalbedarf aus der Logistik respektive dem (Online-)Handel sowie der öffentlichen Hand und der Chemie-/Pharmaindustrie gegenüber.

Das sind erste Ergebnisse der Lünendonk-Liste und -Studie 2021 „Führende Zeitarbeitsunternehmen in Deutschland“, die das Marktforschungsunter-nehmen Lünendonk & Hossenfelder, Mindelheim, veröffentlichte. Das Ranking steht ab sofort unter www.luenendonk.de zum Download bereit, die umfangreiche Marktstudie erscheint voraussichtlich im Juni 2021.

Das Ranking im Überblick

Marktführer ist unverändert Randstad mit einem Umsatz von 1.562,0 Millionen Euro. Noch im Vorjahr verzeichnete das Unternehmen mit Deutschlandsitz in Eschborn 1.928,0 Millionen Euro. Dem Umsatzrückgang von 19,0 Prozent steht ein Rückgang der Zeitarbeitnehmenden von 22,2 Prozent gegenüber. Auf Rang zwei folgt wie in den Vorjahren Adecco mit nun 1.108,9 Millionen Euro (-17,2 %). Erstmals seit 2015 ist Persona Service aus Lüdenscheid wieder auf Rang drei gelistet mit einem Umsatz von 557,4 Millionen Euro (-21,4 %). Persona tauscht den Listenplatz mit Manpower (537,0 Mio. Euro, -26,7 %), die einen stärkeren Umsatzrückgang verkraften mussten. Die Top fünf werden komplettiert von I.K. Hofmann aus Nürnberg (364,7 Millionen Euro, -27,7 %).

Neu auf Listenplatz sechs ist House of HR Germany, die seit dem Zusammenschluss der Timepartner und der Zaquensis unter Dachmarke des belgischen Mutterunternehmens nun gemeinsam berichten. Beide Unternehmen zusammen kommen auf ein Umsatzminus von 56,5 Millionen Euro (-14,5 %). Hays Professional Solutions verzeichnet nach mehreren Jahren mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten ebenfalls einen deutlichen Umsatzrückgang und erreicht nun 294,3 Millionen Euro (-23,1 %) und Rang sieben des Rankings.

Nur zwei Unternehmen steigerten den Umsatz gegen den Markttrend: Sowohl von Amadeus FiRe (+20,2 % und Rang 8, 2020: Rang 13) als auch der Gi Group (+65,6 %, Rang 17, 2020: Rang 25) wurden übernommene Gesellschaften konsolidiert. Amadeus FiRe ist damit erstmals in der Top 10 vertreten.

Die Stuttgarter Dekra Arbeit verzeichnet den größten Umsatzrückgang innerhalb der Top 10 (-37,3 %) und ist nun auf Rang neun des Rankings platziert (2020: 6). Die Top 10 wird von Orizon aus Augsburg komplettiert, die das Geschäftsjahr mit 242,0 Millionen Euro abschließen (-18,3 %). Das Bielefelder Unternehmen Piening fällt aufgrund des anorganischen Wachstums der Amadeus FiRe trotz eines im Vergleich starken Geschäfts-jahres mit einem Umsatzrückgang von nur -9,6 Prozent aus den Top 10.

Drei Unternehmen mit neuem Markenauftritt

Tempton aus Essen stagniert mit einem Umsatz von 221,7 Millionen Euro (-0,8 %) und erreicht Rang zwölf. Das Unternehmen integrierte im September 2020 die insolvente TRIA Gruppe.

Neben House of HR vollziehen zwei weitere Unternehmen eine Neuauf-stellung ihres Markenauftritts. Die USG People Germany GmbH mit Muttergesellschaft in den Niederlanden tritt nun als RGF Staffing Germany GmbH am Markt auf. Das Unternehmen mit Deutschlandsitz in München kommt auf -13,0 Prozent und ist damit auf Rang 13 gelistet. Die ehemalige Partner Holding tritt seit April 2021 als Bindan am Markt auf.

Den größten Umsatzrückgang unter der Top 25 verzeichnet die ZAG aus Hannover. Mit einem Umsatzrückgang von -44,4 Prozent ist der Personal-dienstleister mit 125,0 Millionen Euro auf Rang 19 geführt. Neu im Ranking ist die Pluss Personalmanagement mit einem Umsatz von 104,0 Millionen Euro (Rang 23). Im Vorjahr hatte Lünendonk das Hamburger Unternehmen geschätzt.

Einordnung der Marktentwicklung

Thomas Ball, Partner bei Lünendonk, kommentiert: „Ohne das starke vierte Quartal wäre der durchschnittliche Umsatzrückgang im Markt noch stärker ausgefallen. Die Branche hat in der Bilanz des letzten Jahres ihren volkswirtschaftlichen Nutzen erneut unter Beweis gestellt und ihren Kunden für eine unvorhersehbare Krise Flexibilität ermöglicht. Das gilt sowohl für den Nachfrageeinbruch in vielen Branchen als auch für die Sonder­konjunktur in systemrelevanten Wirtschaftszweigen sowie der stark gefragten Logistik sowie Pharma- und Medizinindustrie.“

Studienautorin und Lünendonk-Beraterin Lena Krumm ergänzt: „Corona wirkt auch in der Zeitarbeit als Entwicklungsbeschleuniger. Über die führenden Unternehmen hinaus haben Dienstleister mit einem hohen Digitalisierungs- und Automatisierungsgrad besonders schnell auf kurzfristige Personalanforderungen gerade in der Logistik reagieren können. Folglich steht die Digitalisierung nun auch bei vielen Unternehmen ganz oben auf der Agenda, die sich bisher zurückhaltend gezeigt haben.“

Studienbezug

Die Lünendonk-Liste sowie die noch unveröffentlichte umfassende Marktstudie basieren auf der Analyse und den Unternehmensangaben von 83 Zeitarbeitsunternehmen in Deutschland. Die detaillierte Lünendonk-Studie 2021 „Zeitarbeitsunternehmen in Deutschland“ enthält zahlreiche Marktstrukturzahlen sowie aktuelle Themen und Trends und erscheint voraussichtlich im Juni 2021. Die Langzeit- und Segmentauswertungen gehen zum Teil bis in das Jahr 2000 zurück. Sie ist zum Preis von 2.000,- Euro (zzgl. Mehrwertsteuer, inkl. Versand als PDF-Datei) unter www.luenendonk.de vorbestellbar.