Industrieservice-Studie: Turnaround-Konjunktur und Herausforderung durch CO2-neutrale Transformation der Industrie

07.07.2020 – Mindelheim

  • Top 20 wuchsen 2019 um 6,4 Prozent

  • CO2-neutrale Transformation der Industrie wird den Industrieservice verändern

  • Currenta erstmals im Ranking

  • Neue Lünendonk®-Liste ab sofort verfügbar

Die führenden Industrieservice-Unternehmen in Deutschland sind 2019 im Durchschnitt um 6,4 Prozent gewachsen. Damit erreichen sie trotz schwacher wirtschaftlicher Rahmendaten das zweite Jahr in Folge ein überdurchschnittlich hohes Wachstum. Wesentliche Wachstumstreiber waren gehäufte Turnarounds und Shutdowns sowie Lohneffekte aufgrund des Personalmangels. Das ist ein Ergebnis der neuen Lünendonk®-Liste der führenden Industrieservice-Unternehmen in Deutschland, die das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Lünendonk & Hossenfelder mit Sitz in Mindelheim veröffentlicht hat.

Der Corona-Effekt wirkt sich wesentlich auf den Industrieservice-Markt aus. Reisebeschränkungen, Verschiebungen von bereits geplanten Anlagenstillständen und Projektabsagen sowie Zutrittsbeschränkungen zu Produktionsstandorten haben in den Monaten März bis Juni 2020 zu etwa 10 Prozent Umsatzrückgang gegenüber den Planwerten der führenden Dienstleister geführt. Vor allem für das zweite Halbjahr 2020 erwarten die Unternehmen weitere Nachfragerückgänge. Das sind erste Ergebnisse der noch unveröffentlichten Lünendonk®-Studie „Industrieservice-Unternehmen in Deutschland“, die im August erscheint. Das Ranking ist indes ab sofort kostenfrei erhältlich unter www.luenendonk.de.

Lünendonk®-Liste im Überblick

Lünendonk veröffentlicht jedes Jahr ein Ranking der 20 führenden Industrieservice-Unternehmen in Deutschland. Ausschlaggebend für die Aufnahme sind mehrheitlich Leistungen zur Instandhaltung von Produktionsanlagen.

Marktführer ist seit der ersten Lünendonk®-Liste und damit zum zwölften Mal in Folge Bilfinger. Das international tätige Industrie-Dienstleistungsunternehmen mit Sitz in Mannheim erwirtschaftete 2019 einen Inlandsumsatz von 963,0 Millionen Euro. Insgesamt beträgt die weltweite Leistung 4,3 Milliarden Euro. In Deutschland beschäftigt Bilfinger 7.051 Mitarbeiter. Dämpfend auf die Inlandsentwicklung 2019 ausgewirkt haben sich angesichts der schwachen Konjunktur in das Jahr 2020 verschobene Projekte.

Auf Rang zwei folgt die Wisag Industrie Service Holding, die den starken organischen Wachstumskurs der vergangenen Jahre fortsetzt und nun 861 Millionen Euro Umsatz mit 14.326 Mitarbeitern erlöste. Die Top drei komplettiert mit einem Deutschlandumsatz von nun 740 Millionen Euro die Sparte Maintenance and Services von Remondis, die mit den Marken Buchen und Xervon am Markt agiert. Auch Remondis kann den Wachstumskurs der vergangenen Jahre fortsetzen.

Currenta nach Gesellschafterwechsel neu im Ranking

Neu im Ranking ist die Betreibergesellschaft des Chempark Leverkusen, Currenta. Die im Park angesiedelten Unternehmen verkauften ihre Anteile an einen externen Investor. Da auch die Monopolleistungen am Standort nur noch einen Minderheitsanteil am Umsatz generieren, erfüllt Currenta erstmals die Listenkriterien und steigt mit einem Umsatz von 470,7 Millionen Euro auf Platz vier ein.

Leadec mit Hauptsitz in Stuttgart gehört wie Bilfinger zu den auch im Ausland stark vertretenen Industrieservice-Unternehmen. Nach mehreren Jahren des Umsatzrückgangs im Zuge der Neuausrichtung steigerte Leadec erstmals wieder den Umsatz auf nun 387,0 Millionen Euro.

Nur wegen des Neueinstiegs der Currenta verliert auch die Weber Unternehmensgruppe mit Sitz in Pulheim bei Köln einen Platz im Ranking trotz eines starken Wachstums um 37 Millionen Euro. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat Weber mit der D&N Kraftwerkstechnik und der D&N Anlagenbau zwei Unternehmen integriert. Auf den Rängen sieben und acht folgen mit einem Abstand von rund 21 Millionen Euro die Kraftanlagen München und Kaefer Isoliertechnik.

Die Top Ten werden komplettiert von der Kiel Industrial Services mit Sitz in Wesseling bei Köln mit einer Steigerung von 17 Millionen Euro auf nunmehr 236,8 Millionen Euro und Altrad Industrial Services, Lingen. Altrad generierte einen geschätzten Umsatz von 180 Millionen Euro. Bis zum Vorjahr war das 2015 von der französischen Altrad-Gruppe übernommene Unternehmen unter dem Namen Hertel Industrie Service am Markt aktiv.

Robur und Yncoris führen zweite Hälfte des Rankings an

Auf Rang elf folgt die Robur Industry Service Group, München, mit einem Umsatz von 178 Millionen Euro in Deutschland (+39,8%). Robur gehört zu den am stärksten wachsenden Unternehmen und hat seit der Gründung im Jahr 2015 zahlreiche Unternehmen integriert, darunter im abgelaufenen Geschäftsjahr die APE Engineering, EAM Software, SSC Baltic Wind und Ynfinity Global Energy Services.

Auch Yncoris aus Hürth bei Köln steigerte sich um knapp 10 Millionen auf nun 141,1 Millionen Euro. Seit dem vergangenen Jahr ist die ehemalige Infraserv Knapsack unter neuem Namen am Markt aktiv und löst sich damit von der Herkunft als Standortbetreiber. Bereits seit mehreren Jahren erwirtschaftet Yncoris mehrheitlich Umsätze mit Instandhaltungsservices außerhalb des Gesellschafterkreises.

Auch die Griesemann Gruppe setzte ihren Wachstumskurs ebenso fort wie die Ebert Hera Esser Holding mit Hauptsitz in Baden-Baden. Auf den Rängen 17 und 18 liegen die InfraServ Wiesbaden Technik und die InfraServ Gendorf Technik, die ausgehend von den Industrieparks Instandhaltungsdienstleistungen anbieten und signifikant für externe Kunden sowie am Standort im Wettbewerb tätig sind. Auf Rang 20 beschließt die Etabo mit Sitz in Bochum das Ranking mit einem Umsatz von nun 35,2 Millionen Euro. In den Jahren 2018 und 2019 übernahm das Unternehmen die ehemals zu Leadec gehörende Veltec sowie die C. M. Engineering GmbH.

Zukunftsthema CO2 neutrale Transformation der Industrie

Die CO2-neutrale Transformation der Industrie stellt sowohl die Produktionsunternehmen als auch die für sie tätigen Dienstleister vor große Herausforderungen. Sie erfordert wesentliche Umstellungen der Produktionsverfahren, die spezifische Anforderungen an die Energieträger nach sich ziehen, insbesondere in der Prozessindustrie. Mit anderen Produktionsanlagen wandelt sich auch das Anforderungsprofil an Industrieservice-Unternehmen.

Thomas Ball, für den Industrieservice verantwortlicher Partner von Lünendonk & Hossenfelder, sagt: „Die Transformation der Industrie hin zu umweltverträglicheren Produktionsverfahren wird tiefgreifende Änderungen für den Industrieservice-Markt mit sich bringen. Die Hälfte der befragten Unternehmen erwartet, dass bereits ab 2021 erste Auswirkungen zu spüren sein werden. Nahezu drei Viertel der befragten Unternehmen glauben, betroffen zu werden.“

Die Studienteilnehmer erwarten, dass ihre Kunden deutlich stärker Engineering-Services nachfragen und externe Dienstleister zu Transformationspartnern werden. Zudem glaubt eine große Minderheit, dass bisher nahezu getrennte Märkte, wie etwa die Instandhaltung von Windkraft und Photovoltaik, künftig im Industrieservice eine wichtigere Rolle spielen. Dies wird sich auf die Marktstruktur und die Wettbewerber auswirken. Die Industrieservice-Unternehmen erwarten in diesem Zuge insbesondere für die Digitalisierung der Instandhaltung einen neuen Schub.

Bezug

Die neue Lünendonk®-Liste „Führende Industrieservice-Unternehmen in Deutschland“ steht ab sofort zum kostenfreien Download bereit unter www.luenendonk.de. Die umfassende Lünendonk®-Studie erscheint im August 2020 und enthält Langzeit- und Segmentauswertungen. In die detaillierte Studie wurden 36 Dienstleister einbezogen. Sie ist zum Preis von 2.000,- Euro (zzgl. Mehrwertsteuer, inkl. Versand als PDF-Datei) unter www.luenendonk.de erhältlich.

Aktuelles

Lünendonk®-Liste 2020: Führende Industrieservice-Unternehmen in Deutschland